Europa League
Tottenham Hotspur jubelt gegen Manchester United: Dieses Finale hat keinen Sieger verdient – ein Kommentar
- Aktualisiert: 22.05.2025
- 09:52 Uhr
- Justin Kraft
Tottenham jubelt im Finale der Europa League gegen Manchester United. Einen Sieger hat dieses Spiel allerdings nicht verdient. Ein Kommentar.
Am Ende muss man sich fast schon dafür bedanken, dass überall die Logos der Europa League im Stadion zu sehen waren. Groß stand an mehreren Stellen "Bilbao Final 2025". Doch wer das Spiel zwischen Manchester United und Tottenham Hotspur geschaut hat, dürfte sich mehrmals gefragt haben, ob das wirklich ein Finale ist.
Oder hat "RTL" hier etwa eines dieser Testspiele gezeigt, die im Sommer irgendwo in Asien oder in den USA laufen, wenn die Menschen in Deutschland gerade Besseres zu tun haben – beispielsweise schlafen?
An der Intensität des Spiels war jedenfalls nicht zu erkennen, dass es um irgendetwas geht. Schon gar nicht um einen europäischen Pokal. Und so konnte es auch niemanden verwundern, wie das einzige Tor des Abends fiel.
Nach einer Flanke verpasste es Brennan Johnson eigentlich, den Ball im Kasten der Red Devils unterzubringen, aber Luke Shaw stand dahinter derart ungünstig, dass er die Kugel mit dem Arm ins eigene Tor abfälschte. Auch die Art und Weise, wie Torwart Andre Onana dramatisch in Richtung Ball segelte, um dann daran vorbei zu wischen.
Das Wichtigste in Kürze
Tottenham: Dieser Triumph darf nicht blind machen
Ein Tor wie ein Gemälde. Allerdings ein Gemälde, das den Niedergang zweier einstiger Topklubs künstlerisch unterstreicht.
Dass einer dieser beiden Klubs am Ende überhaupt etwas zu feiern hat, ist schwer zu greifen. Immerhin traf in Bilbao der 16. – Manchester United – auf den 17. der Premier League – Tottenham. Und genau das war diesem Spiel auch von der ersten Minute an anzumerken.
Aus drei Abschlüssen gelang den Spurs dieses fast schon geschenkte Tor ins Glück. "Da ist dir die Liga dann auch egal", kommentierte Felix Kroos bei "RTL" den Titelgewinn von Tottenham. Was für den Moment stimmen mag, darf aus Sicht des Klubs aber nicht länger anhalten als ein paar Tage.
Denn diesen Triumph jetzt dazu zu nutzen, die Saison positiv zu bewerten, wäre falsch. Tottenham spielt derzeit die schlechteste Saison seit vielen Jahren. 1976/77 standen sie zuletzt auf einem schlechteren Platz als jetzt in der höchsten englischen Spielklasse.
Es braucht Veränderungen. Das zusätzliche Geld durch die Champions-League-Qualifikation und den Titel sollte helfen – aber es sollte nicht blind machen.
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Manchester United: Nur noch Spott
Während man für Tottenham wenigstens die Argumentation ins Feld führen könnte, dass diese Saison eine Ausnahme ist, muss man bei Manchester United mittlerweile von der Regel sprechen. Ein einstiger Weltklub, der seit vielen Jahren nicht mehr profitabel ist, Verluste im dreistelligen Millionenbereich schreibt.
Ein einstiger Weltklub, der längst keine Weltstars mehr in seinen Reihen hat, allenfalls durchschnittliche Spieler für viel Geld verpflichtet hat und seit vielen Jahren aktiv am eigenen Untergang arbeitet. Die glorreiche Vergangenheit war einmal.
Heute gibt es zu Recht nur noch Spott für die Red Devils.
Zu lange hatte man sich darauf verlassen, dass der Turnaround von alleine kommen würde. Zu groß, um wirklich zu scheitern. Erstmals seit der Saison 2014/15 wird man in der kommenden Saison nicht international dabei sein – damals scheiterte man mit einem siebten Platz immerhin knapp am europäischen Geschäft.
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Diese Saison ist ein weiterer Tiefpunkt. Schaut man sich an, wie Manchester United geführt wird, muss es nicht der letzte sein. Eigentlich hatte dieses Finale somit keinen Gewinner verdient. Letztlich muss sich auch die UEFA fragen, welche Schlüsse sie aus einem der schwächsten Finals der Europapokalgeschichte ziehen möchte.
Durch die Champions-League-Reform gab es in dieser Saison keine Absteiger mehr aus der Königsklasse, die den Wettbewerb sportlich aufwerten konnten. Franz Beckenbauer bezeichnete den damals noch "UEFA-Cup" gerufenen Wettbewerb einst als "Pokal der Verlierer".
Selten traf die Bezeichnung des Kaisers wohl so zu wie im Jahr 2025.