organisatorische herausforderungen
Nations League und Klub-WM: Nationalspieler vom FC Bayern und vom BVB stehen vor extremer Terminhatz
- Veröffentlicht: 27.03.2025
- 23:36 Uhr
- Tobias Wiltschek
Im Juni könnte es wegen der Finalrunde der Nations League und der Klub-WM zu grotesken Personalentscheidungen kommen. Den Nationalspielern aus München und Dortmund steht ein extrem anstrengender Sommer bevor.
Von Tobias Wiltschek und Martin Volkmar
Für zahlreiche Nationalspieler wird der Sommer extrem stressig.
Das steht spätestens seit dem Einzug der DFB-Auswahl ins Final-Four-Turnier der Nations League fest, das Anfang Juni in München und Stuttgart ausgetragen wird.
Denn die Endrunde dieses nun auch in Deutschland sehr ernst genommenen Wettbewerbs wird nur eine Woche vor dem Auftakt der Klub-WM in den USA ausgetragen.
Auch dieses Turnier, das erstmals über vier Wochen mit 32 Teams ausgespielt wird, hat einen hohen Stellenwert bei den beiden deutschen Teilnehmern Bayern München und Borussia Dortmund.
Schon jetzt ist absehbar, dass die zeitliche Nähe dieser beiden Turniere zu einigen organisatorischen Schwierigkeiten führen wird und ein nicht zu unterschätzendes Zoff-Potenzial zwischen Nationalmannschaft und Vereinen birgt.
ran beantwortet in dem Zusammenhang die wichtigsten Fragen.
Um welchen Zeitraum geht es?
Nach einer ohnehin sehr anstrengenden Saison für den FC Bayern und Borussia Dortmund mit bislang jeweils vier zusätzlichen Spielen in der Champions League stehen für viele Akteure noch zwei weitere Wettbewerbe an.
Von 4. bis 8. Juni wird in Deutschland die Endrunde der Nations League ausgetragen - neben den DFB-Akteuren werden dort die Münchner Michael Olise (Frankreich) und Joao Palhinha (Portugal) auflaufen.
Hinzu kommen zahlreiche weitere Profis von Topteams wie Real Madrid, FC Barcelona, Manchester City oder PSG, die sowohl beim Final Four als auch bei der bereits sechs Tage später startenden Klub-WM fest eingeplant sind.
Für den FC Bayern steht schon am 15. Juni das Auftaktspiel bei der Klub-WM gegen Auckland City auf dem Programm. Die Dortmunder sind zwei Tage später gegen Fluminense erstmals gefordert.
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Welche Interessen prallen aufeinander?
Bundestrainer Julian Nagelsmann hat schon bei der Pressekonferenz nach dem Einzug in die Endrunde der Nations League klargemacht, dass er da auf den Einsatz der Nationalspieler aus München und Dortmund besteht.
"Bei so einem Turnier kann man keine Rücksicht nehmen", antwortete er auf eine entsprechende Frage und schob nach: „Ein Final Four ist ein Final Four, also ein Final. Da werde ich die Spieler auch spielen lassen. Ich glaube, das versteht auch jeder."
Rein rechtlich sitzt der Bundestrainer hier am längeren Hebel. Denn für die Endrunde der Nations League besteht laut FIFA eine offizielle Abstellungspflicht.
Dass er bei den Verantwortlichen von FCB und BVB tatsächlich auf das gewünschte Verständnis stößt, muss jedoch bezweifelt werden. Zumal gerade der FC Bayern nach den Länderspielen im März die schwere Verletzung von Alphonso Davies (Kreuzbandriss) zu verkraften hat, zudem droht auch Dayot Upamecano für den Rest der Saison auszufallen.
Außerdem haben sowohl die Bayern als auch die Dortmunder zuletzt oft betont, dass sie den äußerst lukrativen Wettbewerb namens Klub-WM mit der gebotenen Ernsthaftigkeit angehen wollen.
"Ich kann Ihnen versichern: Wir sind alle hoch motiviert, die Spieler sind heiß, wir wollen nicht nur teilnehmen, wir wollen am liebsten gewinnen", sagte Bayerns Vorstandsboss Jan-Christian Dreesen zu ran.
Wenn ihre Nationalspieler kurz vor der Abreise in die USA noch wichtige Pflichtspiele zu absolvieren haben, in denen sie sich auch nicht schonen werden, ist das sicherlich nicht im Interesse der Klubs.
Um welche Spieler handelt es sich?
Die Spieler, die zur Klub-WM fahren werden, stellten im Viertelfinal-Rückspiel gegen Italien exakt die Hälfte der 16 eingesetzten Profis. Neben Joshua Kimmich, Leon Goretzka, Leroy Sane und Jamal Musiala vom FC Bayern sowie Nico Schlotterbeck, Pascal Groß und Karim Adeyemi vom BVB wird auch Antonio Rüdiger mit Real Madrid bei der Klub-WM dabei sein.
Dazu kommen die zahlreichen ausländischen Nationalspieler der beiden deutschen Teilnehmer, die teilweise erst am 10. Juni – und damit zwei Tage nach dem Nations-League-Finale - ihre letzten Länderspiele vor der Reise in die USA bestreiten.
Der Südkoreaner Minjae-Kim könnte an dem Tag das entscheidende Spiel mit seiner Nationalmannschaft in der WM-Qualifikation gegen Kuwait vor der Brust haben. Marcel Sabitzer spielt am selben Tag womöglich mit Österreich in San Marino.
Auch Harry Kane ist am 10. Juni möglicherweise noch für England im Einsatz. Dabei handelt es sich zwar nur um ein Testspiel gegen den Senegal. Doch Thomas Tuchel wird sicherlich nicht freiwillig auf seinen Kapitän verzichten.
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Wie planen die Klubs?
Wie Bayerns CEO Dreesen bekanntgab, werden die Münchner voraussichtlich am 10. Juni nach Florida aufbrechen, wo das Team sein Basislager in Orlando aufschlägt.
Sowohl der BVB als auch die Bayern werden aber vermutlich noch in einem späteren Flugzeug vor allem die Nationalspieler nachfliegen, die noch auf Länderspielreise waren und zunächst noch eine kurze Pause erhalten könnten.
Wahrscheinlich ist auch, dass beide Klubs ihre Spieler nach dem letzten Bundesliga-Spieltag am 17. Mai in den Kurzurlaub schicken - wenn sie nicht das Champions-League-Finale am 31. Mai in München erreichen.
Da beide Mannschaften schon im DFB-Pokal ausgeschieden sind, könnten sie dann - natürlich mit individuellem Trainingsplan ausgestattet - eine ein- bis zweiwöchige Auszeit vom Alltag einlegen.
Als Vorbild könnte die Corona-Saison 2019/20 dienen, als die Bayern ihrem Team nach dem Ligaschluss Ende Juni knapp zwei Wochen frei gaben bis zur Vorbereitung auf das Champions-League-Finalturnier Anfang/Mitte August.
Der Plan ging bekanntlich auf, die Münchner gewannen damals den Titel.
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Mit welchem Kader treten Bayern und Dortmund bei der Klub-WM an?
Um ihre Stars auch während des Mega-Turniers in den USA so gut es geht zu schonen, werden beide Klubs mit einem großen Kader antreten. Dem "kicker" zufolge geht man in München von einer Kadergröße von 28 bis 29 Spielern aus.
Bis zu 35 Spieler dürfen die Kader umfassen - das heißt, auch die derzeit noch ausgeliehenen Spieler können mitgenommen werden.
Damit diese bei der Klub-WM auch von Beginn eingesetzt werden können, werden wohl die Leihverträge nicht wie üblich erst am 30. Juni, sondern schon am 31. Mai enden.
Bei den Bayern betrifft das die beiden Heidenheimer Frans Krätzig und Paul Wanner sowie Bryan Zaragoza von Osasuna, Adam Aznou (Real Valladolid), Arijon Ibrahimovic und Mathys Tel von Totteham Hotspur. Beim BVB sind derzeit Youssoufa Moukoko (OGC Nizza), Sebastien Haller (FC Utrecht) und Soumaïla Coulibaly (Stade Brest) bis kommenden Sommer ausgeliehen.
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Auch Spieler, deren Verträge Ende Juni offiziell auslaufen, können laut Sonderegel der FIFA kurzfristig bis zum Ende des Turniers Mitte Juli verlängert werden. Bei den Bayern wäre das bei Leroy Sane, Eric Dier, Thomas Müller und Sven Ulreich der Fall, deren Verträge noch nicht verlängert wurden.
Damit auch der aus Hoffenheim verpflichtete Tom Bischof schon im Juni für die Bayern auflaufen kann, wird sein Vertrag nach "Bild"-Informationen schon am 1. Juni in Kraft treten.
Zudem ist die Einführung eines dritten Transferfensters denkbar. Was in England und Italien bereits in Kraft getreten ist, könnte in Deutschland in Kürze folgen.
"Die Möglichkeit, eine zusätzliche Transferperiode vom 1. bis 10. Juni einzuführen, planen wir umzusetzen", kündigte Ansgar Schwenken, der DFL-Direktor Spielbetrieb und Fans, Ende Januar an.
Um wie viel Geld geht es bei der Klub-WM?
Um die wahnwitzige Summe von einer Milliarde US-Dollar (926 Millionen Euro). Das gesamte Preisgeld wird nahezu gleichmäßig in die Kategorien "Teilnahmebeteiligung" und "Leistungsbeteiligung" aufgeteilt.
525 Millionen US-Dollar (486 Millionen Euro) werden nach einem festgelegten Schlüssel an die Klubs verteilt, die restlichen 475 Millionen US-Dollar (440 Millionen Euro) werden je nach Erfolg ausgezahlt.
Schon für das Erreichen des Achtelfinals gibt es 7,5 Millionen US-Dollar, für das Viertelfinale weitere 13,125 Millionen, das Halbfinale bringt nochmal 21 Millionen zusätzlich ein,
Die Finalisten erhalten noch einmal 30 Millionen und der Sieger wird neben der Trophäe mit zusätzlichen 40 Millionen belohnt. In der Gruppenphase gibt es für einen Sieg zwei Millionen und für ein Unentschieden eine Million.
Wie sieht es mit den U21-Nationalspielern aus?
Im Gegensatz zu den offiziellen Länderspielen der A-Nationalmannschaften herrscht für die U21-EM vom 11. bis 28. Juni keine Abstellungspflicht.
Aus diesem Grund werden dem deutschen Trainer Antonio di Salvo voraussichtlich nicht nur sämtliche Spieler vom BVB und von den Bayern fehlen, wie Wanner, Krätzig, Jonas Urbig, Adeyemi und Maximilian Beier, sondern auch Leandro Morgalla und Hendry Blank. Beide spielen für RB Salzburg, das sich ebenfalls für die Klub-WM qualifiziert hat.
Die Klub-WM hat also nicht nur Auswirkungen auf die Planungen von Bundestrainer Julian Nagelsmann, sondern vor allem auch auf die von Di Salvo.