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DFB-Team gegen Nordirland: Bundestrainer Julian Nagelsmann unter Druck - so soll der Turnaround gelingen
- Veröffentlicht: 06.09.2025
- 22:52 Uhr
- Martin Volkmar
Nach der Pleite in der Slowakei hilft der deutschen Nationalmannschaft nur ein überzeugender Sieg gegen Nordirland. Sonst dürften die Diskussionen um den Bundestrainer zunehmen.
Aus Köln berichtet Martin Volkmar
Julian Nagelsmann stand zwar nicht, sondern er saß nur mit dem Rücken zur Wand.
Gleichwohl war bei der Abschluss-Pressekonferenz der deutschen Nationalmannschaft vor dem zweiten WM-Qualifikationsspiel gegen Nordirland (Sonntag, 20:45 Uhr im ran-Liveticker) deutlich die Anspannung nach der Auftaktblamage in der Slowakei (0:2) spürbar.
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Der Bundestrainer musste sich sogar auf Englisch die Frage gefallen lassen, ob er bei einer erneuten Pleite um seinen Job fürchte.
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"Nein. Angst zu haben, ist niemals gut", antwortete Nagelsmann: "Ich bin mutig genug, wir wollen unsere Spiele gewinnen. Das Team ist wichtig, nicht ich. Ich habe keine Angst."
DFB-Team: Nagelsmann lässt keine Selbstzweifel erkennen
Auch Selbstzweifel ließ er nicht erkennen, obwohl Nagelsmann von zahlreichen Experten für sein erneutes Experimentieren und die dadurch verursachte Verunsicherung im Team kritisiert worden war.
So erklärte Ex-Nationalspieler Markus Babbel im ran-Interview, dass sich der DFB-Chefcoach "den Schuh schon anziehen muss, dass er das Spiel vercoacht hat".
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Er habe die übereinstimmende Kritik in den Medien nicht gelesen, antwortete Nagelsmann auf Nachfrage von ran, könne sich die Stoßrichtung aber denken: "Ich komme damit gut klar. Wenn es gut läuft, läuft es gut. Wir haben schlecht gespielt und kein gutes Spiel gemacht. Dann muss man sich die Kritik gefallen lassen, werde aber nicht alles ändern. Ich stehe für gewisse Dinge und kann sie nicht ändern."
Kehrt Kimmich nach rechts zurück?
Was nicht bedeutet, dass sich am Sonntag nichts ändern soll – im Gegenteil. Angefangen bei der Startaufstellung, wobei sich der 38-Jährige keine Namen entlocken ließ. "Personell wird ein bisschen was passieren", erklärte er lediglich.
Sinnvoll könnte eine Rückversetzung von Kapitän Joshua Kimmich auf die Rechtsverteidiger-Position sein, wobei man gespannt sein darf, ob Nagelsmann zu dieser Rolle rückwärts bereit ist – der Stabilität des Teams würde es aber sicher helfen.
Ebenso der Rückgriff auf einen defensiv starken Mentalitätsspieler wie Robert Andrich auf der Doppel-Sechs neben Angelo Stiller. Oder eben Kimmich, dann könnte auch Pascal Groß eine Chance bekommen.
Ansonsten wird wohl höchstens Nadiem Amiri in der Offensive neu dabei sein, die England-Legionäre Flo Wirtz und Nick Woltemade sollen eine Chance zur Wiedergutmachung bekommen.
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Erneute Pleite hätte gravierende Folgen
Ohnehin gilt das für die gesamte Mannschaft, denn eine weitere Niederlage gegen den Weltranglisten-71. aus Nordirland würde die Aussichten auf die direkte WM-Qualifikation als Gruppensieger extrem erschweren – und vor allem der Euphorie um die Nationalmannschaft nach der Heim-EM fürs Erste den Stecker ziehen.
Entsprechend wiederholte Nagelsmann die Forderung an seine Elf nach mehr Willen und Emotionalität. Daher habe man nach dem Spiel in Bratislava viele Gespräche geführt und versucht, den Spielern "etwas an die Hand zu geben, was es ihnen erleichtert, emotional Fußball zu spielen. Das ist aber nichts Neues, das machen wir seit vielen, vielen Monaten", sagte er.
Allerdings hänge die Umsetzung nicht nur von ihm ab: "Die Möglichkeiten eines Menschen, einen anderen Menschen zu begeistern, sind immer begrenzt. Jeder Spieler muss den Nebenmann anzünden. Da geht es auch viel um Kommunikation. Das kann ganz, ganz viel helfen."
Nagelsmann fordert mehr Aggressivität, Baumann die Basics
Darüber hinaus forderte der Bundestrainer defensiv wie offensiv mehr Aggressivität, während Torhüter Oliver Baumann vor allem auf das 1x1 des Fußballs verwies: "Energie, Leidenschaft, Zweikampfverhalten. Die Reihenfolge ist: Erst die Basics, dann kommen die spielerischen Elemente von alleine."
Diese Grundtugenden dürften auch nötig sein, denn der Außenseiter wird – unterstützt von einer nicht geringen Zahl an laustarken Anhängern in Köln – kämpferisch voll dagegenhalten.
Die Mannschaft um den Liverpooler Conor Bradley konnte in den vergangenen Monaten mit Siegen über Bulgarien, Schottland und Island sowie einem 1:1 gegen die Schweiz einige Achtungserfolge einfahren, reist zudem nach dem 3:1 in Luxemburg als Tabellenführer an.
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Nordirland-Coach hofft auf Sensation
"Es ist nicht unmöglich. Wir sind eine kleine Nation, aber die Geschichte lehrt uns, dass es möglich ist", sagte Trainer Michael O'Neill am Samstag mit Verweis auf das 1:0 vor genau 20 Jahren gegen England.
Oder auch auf die Qualifikation zur EM 1984, als die Nordiren die DFB-Auswahl überraschend sowohl zu Hause als auch auswärts mit 1:0 besiegen konnten.
In den jüngsten acht Duellen gab es aber acht deutsche Siege bei einem Torverhältnis von 25:4, zuletzt ein 6:1 in der EM-Quali im November 2019.
Nagelsmann dürfte also nur ein überzeugender Erfolg helfen, damit die Diskussionen um ihn nicht noch mehr Nahrung bekommen und sich nicht sogar um seine Jobgarantie drehen könnten.