Fußball
WM-Qualifikation: Italien-Trainer Gennaro Gattuso übt Selbstkritik - "Ist mein Problem"
- Aktualisiert: 09.09.2025
- 10:46 Uhr
- SID
In einem vogelwilden Spiel gegen Israel feiert Italien einen immens wichtigen Sieg auf dem Weg Richtung WM. Trainer Gennaro Gattuso kritisierte vor allem sich selbst.
Fiasko abgewendet: Der viermalige Weltmeister Italien hat das richtungsweisende Verfolgerduell gegen Israel in der WM-Qualifikation gewonnen.
In seinem zweiten Spiel als Nationaltrainer feierte Gennaro Gattuso mit dem vogelwilden 5:4 (1:1) nach zweimaligem Rückstand im ungarischen Debrecen den zweiten Sieg. Italien steht in der Gruppe I nun wie Israel bei neun Punkten - und verkürzte damit auch den Rückstand auf den makellosen Tabellenführer Norwegen (12).
"Heute war ein Albtraum. Wir sind verrückt, weil wir einige lächerliche Tore kassiert haben", sagte Gattuso, der an der Seitenlinie ordentlich leiden musste. "Es war furchtbar. Aber wir haben uns zurückgekämpft."
Gattuso übt Selbstkritik: "Es ist mein Problem"
Der frühere Zerstörer im italienischen Mittelfeld sieht klar erkennbare Schwächen in der Defensive, fasst sich dabei aber vor allem an die eigene Nase.
"Wir sind zu anfällig, kassieren zu leicht Tore. Aber das ist keine Kritik an den Spielern, es ist mein Problem, und ich muss es zusammen mit meinem Trainerstab verbessern", sagte der Weltmeister von 2006.
"Auch wenn es kein guter Tag war, sie haben mit Herz und Seele gespielt und den Willen gehabt, zurückzukommen. Daran müssen wir weiter arbeiten", erläuterte er und versuchte auch das Positive mitzunehmen. .
"Lasst es uns genießen, es waren unglaubliche acht Tage", sagte Gattuso zum Abschluss des Abends: "Glückwunsch an die Jungs - aber wenn wir etwas Wichtiges erreichen wollen, müssen wir uns verbessern", bilanzierte er.
WM-Qualifikation: Italien jubelt spät
Das Spiel gleicht von Beginn an einem Auf und Ab. Manuel Locatelli sorgte mit einem Eigentor für den frühen Schock (16.) in einer von italienischem Slapstick geprägten Anfangsphase.
Stürmer Moise Kean von der AC Florenz brachte den Favoriten vor der Pause und auch nach dem erneuten Rückstand durch Dor Peretz (52.) wieder zurück (40./54.), Matteo Politano (59.) und Giacomo Raspadori (81.) drehten das Spiel komplett, ehe ein weiteres Eigentor von Alessandro Bastoni (87.) und erneut Peretz (89.) wieder ausglichen.
Doch das letzte Wort hatte Italien, Sandro Tonali erzielte den umjubelten Siegtreffer (90.+1).
Externer Inhalt
Presse reagiert mit Lob und Kritik
Auch in der Presse schien man nicht genau zu wissen, ob das Team nun Kritik oder Anerkennung verdient habe. "Ein surrealer Sieg. Neun Tore und jede Menge (zu viel) Nervenkitzel. Die Azzurri riskierten ihren WM-Traum", titelte die "Gazzetta dello Sport".
"Italien mit Herz, Italien mit Wahnsinn, Italien immer noch schusselig, aber nie gezähmt", schrieb die "Corriere dello Sport": "Gattuso verkörpert diese neue Nationalmannschaft: Seine Courage, die er dem Team vermittelt, und sein Wille, trotz tausend noch bestehender Schwierigkeiten niemals aufzugeben."
WM-Qualifikation: Italien nach zwei verpassten WM-Teilnahmen nervös
Der ehemalige Weltmeister Gattuso, der im Juni die Nachfolge von Luciano Spalletti angetreten hatte und Italien nach zwei verpassten Endrunden zur WM 2026 in den USA, Kanada und Mexiko führen soll, sah drei Tage nach seinem stimmungsvollen Debüt beim 5:0 in Bergamo gegen Estland einen Horror-Start seiner Mannschaft.
Torwart Gianluigi Donnarumma faustete den Ball nach einer Ecke ins eigene Tor, doch Schiedsrichter Slavko Vincic pfiff die Szene ab und entschied auf Offensivfoul des israelischen Stürmers. Auch die deutschen Christian Dingert und sein Assistent Sascha Stegemann im VAR-Raum hatten keine Einwände - Fehlentscheidung.
Zehn Minuten später zwang ein zu kurzer Pass von Nicoló Barella Donnarumma zu einer riskanten Grätsche, diesmal blieb der Elfmeter-Pfiff zu Recht aus. Doch Italien blieb unkonzentriert - Donnarumma segelte an einer Flanke vorbei und Locatelli rutschte eine flache Hereingabe schließlich ins eigene Tor.
Anschließend aber drehte der Favorit auf. Kean ließ dem Hamburger Daniel Peretz im israelischen Tor mit seinem Flachschuss keine Chance. Die neuerliche Führung der Israelis, die am Freitag 4:0 in Moldau gewonnen hatten, kam aus dem Nichts.
Manor Salomon tanzte einmal quer durch die italienische Defensive, Peretz traf in den Winkel. Doch keine zwei Minuten später folgte die italienische Antwort, Politano und der eingewechselte Raspadori sorgten für den sicher geglaubten Sieg, doch Israel kam mit einem Doppelschlag zurück, ehe Tonali doch noch zum Sieg traf.