Ob er sich die Situation bei seinem neuen Arbeitgeber so vorgestellt hat? Ende März 2025 öffnete Russell Wilson ein neues Kapitel seiner langen NFL-Karriere. Der Spielmacher unterzeichnete einen Vertrag bei den New York Giants und machte bei seiner Vorstellung deutlich, welche Ambitionen er bei "Big Blue" hegt.
"Ja, ich erwarte, hier der Starter zu sein und fühle mich bereit. Ich glaube, dieses Team hat nach jemandem gesucht, der es in jeder Hinsicht anführt", verkündete er vor US-Journalisten.
Eine Aussage, die beim Blick auf die jüngere Vergangenheit der Franchise aus dem Big Apple mehr als nur glaubhaft ist. Seit Jahren sind die Giants von großen Erfolgen weit entfernt, mit der schlechtesten Bilanz aller NFC-Teams wurden die Playoffs in der zurückliegenden Saison deutlich verpasst.
Auch die Quarterbacks konnten zuletzt kaum überzeugen. Vor allem Daniel Jones sorgte gerade im Hinblick auf seinen überaus hoch dotierten Kontrakt immer wieder für Enttäuschungen. Mittlerweile ist der sechste Pick des Draft 2019 Giants-Vergangenheit.
Inzwischen haben die Verantwortlichen auf der wichtigsten Position einen Neustart gewagt – und das gleich in mehrfacher Hinsicht. Nach Wilson wurde in Gardner Minshew ein weiterer Routinier verpflichtet, im Draft investierte das Team dann noch einmal in die wichtigste Position auf dem Rasen.
Gleich in der ersten Runde wählten die Giants an Position 25 Jaxson Dart, Signal Caller der Ole Miss Rebels. Ein Spieler, der laut "nfl.com" das "Potenzial" hat, Wilson den Platz als Starter direkt in seiner Rookie-Saison streitig zu machen. Für ihn hatte das Team sogar aus der zweiten Runde nach oben getradet.
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Quarterback-Situationen der NFL: So sieht es nach dem Aaron-Rodgers-Deal aus
Die Quarterback-Situationen der NFL-Teams Der NFL Draft 2025 ist vorbei, zahlreiche Rookies haben neue Teams gefunden. Auch bei den Quarterback-Situationen hat sich noch einmal einiges getan, so hat unter anderem Aaron Rodgers ein neues Team gefunden. Welche Spielmacher stehen wo unter Vertrag? Wer ist Starter, wer muss sich vorerst mit der Backup-Rolle begnügen? ran zeigt die Lage aller 32 Teams. (Stand: 7. Juni 2025)
Pittsburgh Steelers Nach wochenlangen Spekulationen hat sich Superstar Aaron Rodgers doch noch für ein Engagement bei den Pittsburgh Steelers entschieden. Der Routinier unterzeichnet einen Einjahresvertrag. • Starter: Aaron Rodgers (im Bild) • Backups: Mason Rudolph, Will Howard (Rookie), Skylar Thompson
Indianapolis Colts Rückschlag für Anthony Richardson: Der 23-Jährige zog sich im Training eine Schulterverletzung zu und wird das Mandatory Minicamp der Colts (10. - 12. Juni) verpassen. Head Coach Shane Steichen erklärte, es gebe derzeit keinen Zeitplan für eine Rückkehr, ein erneuter Eingriff an der bereits 2023 operierten Schulter seines Wurfarmes sei aber nicht nötig. • Starter: Anthony Richardson (im Bild) • Backups: Daniel Jones, Riley Leonard (Rookie), Jason Bean
Cleveland Browns Alle vier Quarterbacks der Browns, darunter Shedeur Sanders, haben laut Offensive Coordinator Tommy Rees Chancen als Starter. "Man kann sehen, dass sie alle diesen Job gewinnen können", sagte er. "Wir sind noch früh im Prozess und bewerten alles. Wir haben eine Gruppe von Jungs, die sich gegenseitig pushen." Deshaun Watson riss sich im Oktober die Achillessehne. • Starter: vakant • Backups: Kenny Pickett, Joe Flacco, Shedeur Sanders (Rookie; im Bild), Dillon Gabriel (Rookie) • Verletzt: Deshaun Watson
Minnesota Vikings Sam Howell kam als neuer Spielmacher via Trade von den Seattle Seahawks. Nun äußerte sich Head Coach Kevin O'Connell zu einem möglichen Wettkampf um den Starter-Posten: "Es ist unsere Pflicht, jedem Spieler die Chance auf Spielzeit einzuräumen. Aber J.J. hat diesen Job. Er wird alle Starter-Einheiten bekommen." McCarthy fehlte die ganze Saison 2024 verletzt. • Starter: J.J. McCarthy (im Bild) • Backup: Sam Howell, Brett Rypien, Max Brosmer (Rookie)
New Orleans Saints Derek Carr (Bild) hat aufgrund anhaltender Schulterprobleme seinen Rücktritt erklärt. Damit bleiben drei Quarterbacks im Kader der Saints, die Stand jetzt allesamt um den Posten als Starter kämpfen. Womöglich kommt aber auch noch ein Veteran. • Starter: vakant • Backups: Tyler Shough (Rookie), Spencer Rattler, Jake Haener
New York Giants Kurz nachdem die Giants Quarterback Jaxson Dart in der ersten Draft-Runde gepickt haben, stellt Head Coach Brian Daboll die Situation klar: Russell Wilson "wird unser Starter sein und so gehen wir auch in die Frühlings-Vorbereitung". • Starter: Russell Wilson • Backups: Jaxson Dart (Rookie; im Bild), Jameis Winston, Tommy DeVito
Tennessee Titans Die Titans pickten Cam Ward an erster Stelle im Draft. • Starter: Cam Ward (Rookie; im Bild) • Backups: Will Levis, Brandon Allen, Tim Boyle
Houston Texans • Starter: C.J. Stroud (im Bild) • Backup: Davis Mills, Graham Mertz (Rookie), Kedon Slovis
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Daboll ernannte Wilson zum Starter
Aktuell ist für Routinier Wilson aber noch alles klar. Head Coach Brian Daboll ernannte ihn zum Starting Quarterback, bei den bisherigen Trainingseinheiten spielte fast ausschließlich er die Snaps der ersten Mannschaft.
Von seinem jungen Konkurrenten und möglichen Nachfolger beeinflussen lassen will sich der 36-Jährige ohnehin nicht. "Es ändert überhaupt nichts", wird er im Hinblick auf die Ankunft von Dart im Teamprotokoll der Giants zitiert.
Und weiter: "Ich denke, das Wichtigste ist für mich, jeden Tag mein Bestes zu geben und das Team zu führen. Ich denke immer daran, alle anzuführen, jeden Raum, jeden Moment, jedes Mal, wenn ich zwischen die weißen Linien trete, und bei jeder Gelegenheit, die sich mir bietet."
Seinen Rookie-Kollegen bezeichnete er derweil als "großartig. Er ist ein toller Arbeiter, ein super Teamkollege. Wir haben Spaß. Der Quarterback-Raum ist wirklich gut. Alle sind konzentriert und arbeiten jeden Tag fleißig. Jaxson wird ein extrem gutes Talent sein", findet Wilson lobende Worte.
Arbeit als Mentor für alle
Der langjährige Seahawks-Profi will Vorbild und Mentor sein – und das nicht nur für Rookie-Spielmacher Dart. "Ich habe es immer so gesehen, dass man immer versucht, die beste Version von sich selbst zu sein und dann gibt man immer etwas an alle anderen zurück", weiß Wilson.
Und weiter: "Ich denke, dass es nicht nur um einen Teamkollegen geht, sondern um alle Teamkollegen. Es geht um jeden im Gebäude. Es geht um den ganzen Weg zum Quarterback-Raum, zu den Receivern, zu den Running Backs, zu den Tight Ends, zur O-Line und die Beziehung dort, den ganzen Weg zur Defensive Line, zu den Cornerbacks und den ganzen Weg zum Trainingsraum... Für mich ist es so, dass es alles umfasst, und das ist immer der Ansatz.“
Einen Ansatz, den er mit Engagement und Einsatz umzusetzen versucht. Im Verlauf der Offseason traf sich der Signal Caller in verschiedenen US-Städten mit unzähligen seiner neuen Teamkollegen zu privaten Trainingseinheiten. Primär mit seinen neuen Receivern. Zudem organisierte er ein Teamdinner mit den Quarterback-Kollegen, den Running Backs und den Offensive Linemen des Teams.
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Mitspieler loben Russell Wilson
Maßnahmen, die bei seinen Mitspielern gut ankommen. "Wir hatten noch keinen Quarterback, der alles beherrscht, Wilson war großartig", jubilierte Wide Receiver Wan'Dale Robinson: "Als wir das erste Mal geworfen haben, sagten Slay (Darius Slayton, d. Red.) und ich uns: Das ist besser, als wir erwartet hatten. Und, nein, wir waren begeistert und könnten nicht glücklicher sein, dass er unser Quarterback ist."
Nach zwei gescheiterten Stationen bei den Denver Broncos und den Pittsburgh Steelers will der Super-Bowl-Sieger von 2013 seiner Karriere noch einmal neuen Schwung verleihen. Mit Einsatz, Führungsstärke und im besten Fall guten Leistungen, um seinem Einjahresvertrag über bis zu 21 Millionen US-Dollar gerecht zu werden.
Klar ist aber auch: Wilson ist nur eine Übergangslösung, eine Brücke hin zu einer Zukunft mit Jaxson Dart. Wann dessen Zukunft beginnt, dürfte zu einem großen Teil von der Performance seines routinierten Kontrahenten abhängen.