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NFL - NFC North im Division-Check: Hitziges Wettrennen im kalten Norden?
- Veröffentlicht: 25.08.2025
- 12:44 Uhr
- Tim Rausch
Bevor die NFL in ihre neue Saison startet, nimmt ran alle acht Divisions genau unter die Lupe. Heute steht die NFC North auf dem Programm.
In der NFC North gelang es in der vergangenen Saison gleich drei Teams, elf oder mehr Saisonsiege zu sammeln. Auch in diesem Jahr bahnt sich ein spannendes Titelrennen zwischen den Detroit Lions, Minnesota Vikings und Green Bay Packers an. Und vielleicht können auch die Chicago Bears mitmischen.
ran blickt auf die vier Franchises der NFC North.
Detroit Lions
Letzte Saison: 15-2, Niederlage gegen die Washington Commanders in der Divisional Round
Wichtige Neuzugänge: Tate Ratledge (Guard), Tyleik Williams (Defensive Liner), D.J. Reed (Cornerback), Avonte Maddox (Cornerback)
Wichtige Abgänge: Frank Ragnow (Center), Kevin Zeitler (Guard), Za'Darius Smith (Edge Rusher), Carlton Davis (Cornerback)
Head Coach: Dan Campbell (seit 2021)
Analyse: Offense
Seit einigen Jahren durchlebt Quarterback Jared Goff einen zweiten Frühling in Detroit und hat sich als eines der Gesichter des Lions-Aufstiegs etabliert. Der Quarterback punktet mit Genauigkeit, Abgebrühtheit und schneller Entscheidungsfindung. So kam er vergangene Saison auf 4.629 Passing Yards, 37 Touchdowns und zwölf Interceptions. Ins Straucheln kommt Goff, wenn er auf eigene Faust kreieren muss oder schnell unter Druck gerät.
Das Gerüst um ihn herum wird auch in der kommenden Saison wieder auf zahlreiche altbekannte Gesichter bauen. Die starke Offensive Line verliert allerdings mit Center Frank Ragnow und Guard Kevin Zeitler zwei wichtige Stützen. Rookie Tate Ratledge dürfte einen der beiden Abgänge ersetzen, der andere Starter wird sich im erst kurz vor Saisonstart herauskristallisieren.
Unverändert bleiben Goffs Anspielstationen. Der Deutsch-Amerikaner Amon-Ra St. Brown gehört mit fast 5.000 Receiving Yards und 34 Touchdowns in seinen ersten vier Spielzeiten zu den besten Passempfängern der Liga, Receiver-Kollege Jameson Williams bringt viel Tempo mit, Tim Patrick und Rookie Isaac TeSlaa punkten mit Physis.
Auch Tight End Sam LaPorta und Running Back Jahmyr Gibbs können regelmäßig in Szene gesetzt werden. Gibbs erlief zusammen mit David Montgomery über 2.000 Yards und 28 Touchdowns.
Allerdings steht Ben Johnson nicht mehr als Offensive Coordinator an der Seitenlinie der Lions, sondern als Head Coach bei den Bears. Er wird durch John Morton ersetzt. Johnson sorgte mit seinem Offense-Konstrukt und kreativem Play-Calling immer wieder für Highlights und zählte in Diensten der Lions zu den besten Offense-Köpfen der Liga.
Externer Inhalt
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Analyse: Defense
Auch in der Defensive müssen die Lions ohne den letztjährigen Coordinator, Aaron Glenn, auskommen. Er heuerte als Head Coach bei den Jets an.
Dafür können die Lions auf den genesenen Aidan Hutchinson bauen. Er soll zusammen mit Rookie Tyleik Williams den Pass Rush beleben. Gleichzeitig muss die Defensive die Verletzung von Levi Onwuzurike verkraften. Der Defensive Liner fällt die komplette Saison aus.
Die gute Linebacker-Gruppierung um Alex Anzalone, Jack Campbell und Derrick Barnes bleibt bestehen. In der Secondary ersetzt D.J. Reed den abgewanderten Carlton Davis. Neuzugang Avonte Maddox ist eine weitere Starter-Option.
Durch die Neuzugänge soll die anfällige Secondary gestärkt werden, vergangene Saison ließen die Lions die drittmeisten Passing Yards zu.
Einschätzung
Der amtierende Division-Sieger musste in der Offseason beide Koordinator-Posten ersetzen und verlor einige wichtige Stützen auf dem Rasen. Ein Rückschritt scheint vorprogrammiert zu sein.
Allerdings bleibt abzuwarten, wie groß dieser Schritt sein wird. Besonders in der regulären Saison dominierten die Lions regelmäßig Spiele und dürften noch immer über genügend Qualität verfügen, um in der NFC North um den Titel zu spielen.
Star-Receiver St. Brown wird auf der Website wie folgt zitiert: "Aktuell straucheln wir in der Offensive noch ein bisschen, aber ich glaube an unsere Qualität - und wir nehmen es im Training immer mit einer sehr guten Defensive auf."
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Minnesota Vikings
Letzte Saison: 14-3, Niederlage gegen die Los Angeles Rams in der Wild Card Round
Wichtige Neuzugänge: Tai Felton (Wide Receiver), Ryan Kelly (Center), Will Fries (Guard), Donovan Jackson (Guard), Jordan Mason (Running Back), Jonathan Allen (Defensive Liner), Javon Hargrave (Defensive Liner), Isaiah Rodgers (Cornerback), Jeff Okudah (Cornerback)
Wichtige Abgänge: Sam Darnold (Quarterback), Cam Robinson (Offensive Tackle) Dalton Risner (Guard), Garrett Bradbury (Center), Patrick Jones (Edge Rusher), Stephon Gilmore (Cornerback), Cam Bynum (Defensive Back)
Head Coach: Kevin O’Connell (seit 2022)
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Analyse: Offense
Wer hätte vor zwölf Monaten gedacht, dass es fraglich ist, ob J.J. McCarthy an das Niveau von Sam Darnold herankommt? Darnold überzeugte in seinem einjährigen Gastspiel bei den Vikings, zeigte aber zumindest gegen Ende seiner Zeit auch gewisse Grenzen als Quarterback. Nun soll es McCarthy richten, der verletzungsbedingt sein erstes NFL-Jahr als Zuschauer verbrachte.
Um den 22-Jährigen herum drehten die Vikings an einigen Stellschrauben. Die wacklige interior Offensive Line wurde einmal auf links gedreht. Die beiden Guards Will Fries und Donovan Jackson sowie Center Ryan Kelly sollen für mehr Stabilität sorgen.
Auf der Receiver-Position bilden NFL-Star Justin Jefferson und Jordan Addison ein schwierig zu stoppendes Duo, wobei Addison die ersten Saisonspiele gesperrt verpassen wird. Einige Snaps dürfte auch Zweitrunden-Pick Tai Felton bekommen, der besonders mit seinem Tempo punktet. Auch Tight End T.J. Hockenson ist immer eine gute Option.
Über den Boden dürften sich Routinier Aaron Jones und der bullige Neuzugang Jordan Mason die Snaps teilen. Für Youngster McCarthy könnten die Umstände in der Offense fast nicht idealer sein.
Analyse: Defense
Auch in der Defensive besserten die Vikings nach, besonders die Defensive Line erhält viel Qualität und Erfahrung.
Jonathan Allen und Javon Hargrave spielten zuletzt nicht mehr auf Top-Niveau, dürften aber dennoch die nötigen Fertigkeiten mitbringen, um den ohnehin starken Pass Rush weiter zu verbessern - immerhin kamen die Vikings schon vergangene Saison auf 49 Sacks, viertbester Wert der Liga.
Das gute Linebacker-Duo aus Blake Cashman und Ivan Pace bleibt bestehen, gelegentlich rotiert zudem Josh Metellus als Linebacker im System von Koordinator Brian Flores rein.
In der Secondary dürften Isaiah Rodgers und Jeff Okudah gute Chancen auf einen Cornerback-Platz haben. Beide zeigten in der Vergangenheit immer wieder ihr Potenzial, zählen aber nicht zu den konstantesten Spielertypen. Routinier Harrison Smith regelt weiterhin den Luftverkehr auf der Safety-Position, zusammen mit Josh Metellus.
Einschätzung
Viel hängt bei den Vikings logischerweise von der Entwicklung von J.J. McCarthy ab. Das Grundgerüst in Minnesota steht allerdings auf dem Papier so stabil, dass McCarthy nicht sonderlich viel Last schultern muss.
Die Offensive um ihn herum strotzt vor Talent, die Defensive kann auf eine Vielzahl von Unterschiedsspielern und erfahrenen Spielern bauen.
Head Coach Kevin O'Connell betonte mehrfach auf Pressekonferenzen, dass seine Erwartungen für die Saison "hoch" sind. Und wenn McCarthy auf Anhieb funktioniert, dürften die Vikings ganz oben mitspielen.
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Green Bay Packers
Letzte Saison: 11-6, Niederlage gegen Philadelphia Eagles in der Wild Card Round
Wichtige Neuzugänge: Matthew Golden (Wide Receiver), Savion Williams (Wide Receiver), Aaron Banks (Guard), Anthony Belton (Offensive Liner), Nate Hobbs (Cornerback)
Wichtige Abgänge: Josh Myers (Center), Jaire Alexander (Cornerback), Eric Stokes (Cornerback)
Head Coach: Matt LaFleur (seit 2019)
Analyse: Offense
Erst kürzlich musste sich Quarterback Jordan Love einem operativen Eingriff am Daumen unterziehen, auch in der letzten Saison steckte er einige Verletzungen weg. Entsprechend schwankten auch seine Leistungen - im Vergleich zur Saison 2023/24.
In seinen ersten beiden Jahren als Starter hat Love dennoch seine Fähigkeiten als neues Gesicht der Packers unter Beweis gestellt, hin und wieder unterlaufen ihm allerdings grobe Schnitzer, die es abzustellen gilt.
Mit Matthew Golden und Savion Williams erhält er zwei weitere junge Receiver. Golden bringt eine Menge Tempo mit, Williams ist eine physische Anspielstation. Die Receiver-Last dürfte zudem noch auf die Schultern von Romeo Doubs, Jayden Reed und Tight End Tucker Kraft verteilt werden.
Die solide Offensive Line verliert zwar Center Jason Myers, erhält aber mit Neuzugang Aaron Banks einen guten Guard und mit Anthony Belton einen spannenden Rookie-Tackle. Elgton Jenkins dürfte auf die Center-Position rutschen.
Das Laufspiel dreht sich fast ausschließlich um Josh Jacobs. Er sammelte letzte Saison 1.329 Yards und 15 Touchdowns. Vielleicht kann MarShawn Lloyd ebenfalls überraschen. Der Drittrunden-Pick aus dem Vorjahr verpasste fast die komplette letzte Saison verletzungsbedingt.
Analyse: Defense
Die Defense bleibt in der Front Seven unverändert. Zwar stellt die Defensive Line auf dem Papier vier First Rounder, allerdings blieb sie im Verbund zuletzt etwas hinter den Erwartungen. Dennoch kamen die Packers - verteilt auf viele Schultern - auf 45 Sacks.
Dahinter überzeugte Linebacker Edgerrin Cooper in seiner Rookie-Saison. Er zählt bereits nach einer Spielzeit zu den besseren Akteuren auf seiner Position.
Die Secondary muss allerdings künftig ohne die etatmäßigen Starter Jaire Alexander und Eric Stokes auskommen. Einen Teil davon soll Neuverpflichtung Nate Hobbs abfedern. Vielleicht kann auch Safety Xavier McKinney erneut zum Schlüsselspieler avancieren. Dem letztjährigen Neuzugang gelangen acht Interceptions.
Einschätzung
Die ganz großen Veränderungen blieben im noch immer jungen Packers-Team vorerst aus. Einzig die Receiver- und Cornerback-Gruppierungen wurden neu durchmischt.
Sorgen bereiten allerdings die Verletzungen von Jordan Love. Kann er zurück zu alter Stärke finden und die gewisse Verletzungsanfälligkeit abschütteln?
An vielen Stellen dürfte es zudem Duelle um Starter-Posten geben, Matt LaFleur machte auf einer Pressekonferenz klar: "Ich glaube, Konkurrenz belebt das Geschäft, wir müssen hart arbeiten und uns gegenseitig pushen."
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Chicago Bears
Letzte Saison: 5-12, keine Playoff-Teilnahme
Wichtige Neuzugänge: Luther Burden (Wide Receiver), Colston Loveland (Tight End), Joe Thuney (Guard), Jonah Jackson (Guard), Drew Dalman (Center), Ozzy Trapilo (Offensive Liner), Grady Jarrett (Defensive Liner), Shemar Turner (Defensive Liner), Dayo Odeyingbo (Edge Rusher)
Wichtige Abgänge: Keenan Allen (Wide Receiver), Teven Jenkins (Offensive Liner), Coleman Shelton (Center), DeMarcus Walker (Edge Rusher)
Head Coach: Ben Johnson (seit 2025)
Analyse: Offense
Als Hoffnungsträger wählten die Chicago Bears Caleb Williams im NFL Draft 2024 an erster Stelle. Noch konnte er dieses Versprechen nicht einlösen, seine Rookie-Saison ähnelte einer Achterbahnfahrt - mit Höhen und Tiefen.
Für Verbesserung soll auch der neue Head Coach Ben Johnson sorgen. Er zeigte bereits bei den Lions, dass er eine Offensive um einen Quarterback dirigieren kann.
Die Bears investierten zudem viel Kapital in die interior Offensive Line. Dank der Guards Joe Thuney und Jonah Jackson sowie Center Drew Dalman und Rookie Ozzy Trapilo stellen die Bears nun eine der besten Offensive Lines der Liga. Das Tackle-Duo aus Braxton Jones und Darnell Wright hat ebenfalls schon hohes NFL-Niveau gezeigt.
Im Passspiel sollen Luther Burden und Colston Loveland für mehr Dynamik sorgen. Sie ergänzen das gute Duo aus D.J. Moore und Rome Odunze. Ausbaufähig bleibt hingegen das Laufspiel. Runinng Back D'Andre Swift und Backup Roschon Johnson sind solide, aber konnten zuletzt nicht wirklich überzeugen.
Analyse: Defense
Auch in der Defensive besserten die Bears nach. Die Defensive Line erhält mit Grady Jarrett und Dayo Odeyingbo zwei erfahrene und gute Pass Rusher, Rookie Shemar Turner ist ein spannendes Projekt.
Dahinter räumen weiterhin Tremaine Edmunds und T.J. Edwards als Linebacker auf. Die Secondary bleibt ebenfalls unverändert und stellt eine gute Mischung aus Talenten und erfahrenen Routiniers.
Die Bears dürften in der Defensive - ähnlich wie im vergangenen Jahr - wieder im Mittelfeld umherschwimmen. Vielleicht kann der Pass Rush mehr Power entwickeln.
Einschätzung
Um was geht es für die Bears in der starken NFC North? Sicherlich wollen sie nicht erneut abgeschlagen am Ende der Tabelle stehen.
Gleichzeitig müssten schon viele Rädchen ineinander greifen, um ganz oben mitzuhalten. In erster Linie dürfte es darum gehen, dass die Offensive um Caleb Williams unter der Leitung von Ben Johnson sichtbare Fortschritte macht.
Auf einer Pressekonferenz sagte Johnson jüngst: "Ich fordere viel von der Offensive und Williams. Aber ich glaube, dass wir am ersten Spieltag bereit sein werden."
ran-Tipp: 8-9, Platz 4 in der NFC North