Kritik, Gage und Co.
Mike Tyson gegen Jake Paul: Die Hintergründe zum epischen Box-Duell
- Aktualisiert: 14.11.2024
- 11:39 Uhr
- Michal Swiderski
Tyson vs. Paul - der Kampf könnte eines der meistgesehenen Sportereignisse werden. ran erklärt, wer die Nase vorne hat, wieso das Event umstritten ist, um wie viel Geld es geht und beantwortet einige weitere Fragen.
Von Michal Swiderski
Der Kampf zwischen Mike Tyson und Jake Paul nähert sich in großen Schritten und polarisiert bei weitem nicht nur die Box-Welt. Eine halbe Milliarde Zuschauer soll das langersehnte Comeback von "Kid Dynamite" verfolgen.
Bevor Tyson und der Internet-Star in der Nacht auf Samstag in den Ring steigen, hat ran alle Infos zu Regeln, Nebenkämpfen und Co. zusammengetragen. Nun werden auch die Hintergründe beleuchtet.
Dabei kommt kein wichtiger Aspekt zu kurz. Es werden die Ausgangslage beider Sportler, die Gründe für die Kritik, Einschätzungen von Promis sowie Fans und einige weitere Punkte thematisiert.
Das Wichtigste in Kürze
Wer ist Jake Paul?
Während Tyson schon als 12-Jähriger sein Box-Abenteuer begonnen hatte, ist Pauls Profidebüt nicht einmal fünf Jahre her. Das selbsternannte "Problem Child" war schon damals alles andere als ein Unbekannter. Seit 2013 baut er sich ein Internet-Imperium auf.
Die ersten Schritte machte er zusammen mit Bruder Logan auf TikTok-Vorgänger Vine. Heute folgen beiden auf YouTube rund 20 Millionen Menschen. Ihre Communitys auf Instagram umfassen sogar jeweils mehr als 27 Millionen Follower. Jake übernahm zusätzlich noch 2016 die Hauptrolle in einer Disney-Serie.
Der 27-Jährige feierte allerdings nicht nur Erfolge, sondern ist auch regelmäßig in Skandale verwickelt. So sorgte er zum Beispiel mit einer riesigen Corona-Party und Verschwörungstheorien im Anschluss für Kopfschütteln. Auch Tysons Karriere kam keineswegs ohne Aufreger aus.
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Tyson vs. Paul: Bizarre Hühnerfrisur sorgt für Verwirrung
Pauls Bilanz als Boxer kann sich dafür sehen lassen: Zehn Siege aus elf Kämpfen kann der US-Amerikaner vorweisen. Die bisher einzige Pleite fügte ihm Tommy Fury, der Halbbruder von Tyson Fury, vor rund anderthalb Jahren zu.
Wie kam es überhaupt zur Kampf-Idee?
Sollte keiner der Teilnehmer schwerwiegende Verletzungen davontragen, dürften beide Seite von diesem Kampf profitieren. Paul verpasst seiner Produktionsfirma "Most Valuable Promotions" damit einen Riesen-Schub. "Ich gehe davon aus, dass es das meistgesehene Boxereignis der modernen Boxgeschichte sein wird“, gab Manager Nakisa Bidarian bei der Verkündung im März bekannt.
Doch auch Tyson freut sich nicht nur aus monetären Gründen auf das Ereignis. Schon 2021 kündigte er in seinem Podcast "Hotboxin" an, eines Tages gegen einen der Paul-Brüder kämpfen zu wollen. Bei "Netflix" zeigte er sich zuletzt ebenfalls angriffslustig: "Ich will gegen diesen Kerl kämpfen und ihm in den Arsch treten". Ohnehin würde Tyson laut eigener Aussage nur gegen David Benavidez in den Ring steigen - das erzählte der 58-Jährige im Interview mit "ESNEWS".
Warum musste das Event verschoben werden?
Eigentlich hätte das Duell schon am 20. Juli stattfinden sollen. Ein Vorfall an Bord eines Flugzeuges hatte jedoch knapp zwei Monate zuvor eine planmäßige Austragung verhindert: In seiner "Netflix"-Dokumentation verriet "Iron-Mike" schockierende Details.
"Als ich mit dem Flugzeug aus Miami hierher [Los Angeles, Anm. d. Red.] kam, ging ich auf die Toilette und erbrach Blut. Das nächste, was ich weiß, ist, dass ich auf dem Boden gelegen bin und etwas Teerartiges ausgeschieden habe. Ich kam also hierher, und man stellte fest, dass ich ein blutendes Geschwür hatte, zweieinhalb Zoll [über sechs Zentimeter, Anm. d. Red.] groß", berichtete Tyson und sprach von Todesangst.
Diesmal scheint Tyson jedenfalls bereit zu sein, aber es kann nicht ausgeschlossen werden, dass der Kampf aus Sicherheitsgründen doch kurzfristig abgesagt oder zumindest zur Show-Veranstaltung herabgestuft werden muss. Das hängt wohl davon ab, ob 58-Jährige die Tests des Texas Department of License and Regulation im Vorfeld erfolgreich absolvieren wird.
Was hat Mike Tyson in letzter Zeit gemacht?
Erster Schwergewichtler mit Gürteln der drei großen Verbände, etliche Weltmeistertitel und 50 Siege, davon 44 per K.O., aus 58 Kämpfen - Mike Tyson muss man nicht vorstellen. Der Haken ist: Das letzte Profi-Duell liegt bereits fast 20 Jahre zurück.
"Iron Mike" musste sich damals Kevin McBride geschlagen geben. Seitdem stieg er zwar noch einmal in den Ring, allerdings nur im Rahmen eines Schaukampfes. Im Jahr 2020 trennten sich Ex-Weltmeister Roy Jones Junior und er unentschieden. Doch wie verbrachte Tyson dann seine "Freizeit"?
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Die letzten Monate widmete er trotz des schockierenden Rückschlags der Vorbereitung auf das Aufeinandertreffen mit Jake Paul. Dieses nimmt der anscheinend mehr als ernst. Auf "Netflix" geriet Tyson-Kumpel Billy White in Schwärmen: "Manchmal sehe ich ihn Bewegungen machen, die mich an seine 25-jährige Version erinnern. Es ist erstaunlich". Mike habe keinen Aus-Schalter, fügte hingegen Fitness-Coach Andy Velcich hinzu. Außerdem ist der 58-Jährige als Podcast-Host tätig und kommentierte im September zum Beispiel ein MMA-Event.
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In der Vergangenheit ist "The Baddest Man on the Planet" allerdings auch mehrmals vom richtigen Weg abgekommen. Der frühe Tod seiner Mutter, kriminelle Banden in Brooklyn und ein Aufenthalt in der Jugendstrafanstalt prägten seine schwierige Kindheit.
Später wurden Vergewaltigungsvorwürfe und angebliche Drogenprobleme enthüllt. Auch für die Leidenschaft für teure Autos oder Tiger als Haustiere griff Tyson tief in die Tasche, deswegen reißen die Spekulationen bezüglich eines angeblich niedrigen Kontostandes nicht ab.
Bis heute hat sich die Box-Legende nicht von Rauschmitteln getrennt: "Ich habe mein ganzes Leben lang Gras geraucht, ich wurde als Süchtiger geboren. Ich bin ein Junkie", erklärte er im "Come and Talk 2 Me"-Podcast. Cannabis hat sich offenbar wenigstens als gute Einnahmequelle erwiesen. Mit seinem Imperium soll Tyson monatlich 600.000 Dollar einstreichen.
Wie viel Geld ist im Spiel?
Offiziell dementierte Tyson die Gerüchte um eine finanziell motivierte Entscheidung. Dennoch lassen sich die kolportierten Mega-Summen nicht unter den Teppich kehren. In den Medien kursieren Berichte von 80 Millionen Euro für Paul und Tyson.
Ersterer will laut eigenen Aussagen rekordverdächtige 40 Millionen Euro einstreichen. Ob sich Tyson auf die gleiche Bezahlung freuen darf, ist nicht bekannt. Zum Teil ist von "nur" 20 Millionen Euro die Rede. Im Gespräch mit "SPORTbible" verriet der YouTuber, dass beide neben garantierten Gagen die Chancen auf Bonuszahlungen haben.
Dieses Geld fällt nicht vom Himmel, sondern wird über Sponsoren und Ticketverkäufe eingenommen. Überraschenderweise ist es kein Ding der Unmöglichkeit, eine der 80.000 Eintrittskarten zu einem fairen Preis zu ergattern. Wenige Tage vor dem Kampf sind sogar noch welche für unter 50 Euro erhältlich.
Nach oben sind erwartungsgemäß keine Grenzen gesetzt: "Normale" VIP-Tickets am Ring sind für fünfstellige Summen zu haben. Umgerechnet 1,88 Millionen Euro (!) kostet wiederum ein Paket, welches unter anderem zwei luxuriöse Sessel in einer privaten Loge beinhaltet. Fotos mit den Hauptprotagonisten, signierte Handschuhe und ein Bühnenauftritt dürfen ebenfalls nicht fehlen.
Tyson vs. Paul: Verrückte Ring-Suite für zwei Millionen Dollar
Die überwältigende Mehrheit wird natürlich trotzdem via Netflix zuschauen. Der Streaming-Gigant kann rund 300 Millionen zahlende Kunden vorweisen. Laut "SPORTbible" wird mit 500 Millionen Fans vor den Bildschirmen gerechnet. Ein Champions-League-Finale erreicht vergleichbare Ergebnisse.
Im Fall der Tyson-Show soll jedes Abonnement die Übertragung freischalten. Hierzulande belaufen sich die monatlichen Kosten auf mindestens 4,99 Euro - dann muss allerdings mit Werbung gerechnet werden.
In Großbritannien droht hingegen darüber hinaus angeblich eine Strafe in Höhe von umgerechnet bis zu 1200 Euro, wenn Zuschauer das Mega-Duell ohne die dortige TV-Lizenz verfolgen werden. Diese ist auch für Live-Inhalte auf Streamingdiensten verpflichtend, wobei zumindest eine Entkriminalisierung in Sicht sein soll.
Warum ist der Kampf umstritten?
Die lange Pause beziehungsweise der große Altersunterschied sind die Hauptgründe für Kritik an der Veranstaltung. Der 58-Jährige riskiert damit damit seine Gesundheit, die ohnehin zu wünschen übrig lässt. Eine schwere Verletzung könnte wohl sogar die astronomische Gage nicht ausgleichen.
Gleichzeitig ist auch nicht zu erwarten, dass Paul bei einem eventuellen Sieg plötzlich deutlich an Anerkennung gewinnen wird. Schließlich hatte er zuvor ehemalige MMA-Profis oder Sportler aus anderen Disziplinen geschlagen. Die Kritik: Echten Herausforderungen geht der YouTuber gerne aus dem Weg.
Doch es gibt auch positive Stimmen. "Ich finde es fantastisch. Es hat eine Menge Geld kreiert. [...] Ich werde Mike Tyson die Legende in meiner Ära wieder im Ring sehen dürfen", kommentierte Box-Ikone Tyson Fury bei "BBC Sport" das Event. Er sei keiner der Hater von Jake und Logan Paul.
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Wie verliefen die bisherigen Aufeinandertreffen?
Die beiden Boxer lassen sich vermutlich kaum als einfache Persönlichkeiten bezeichnen, deswegen überraschen verbale Auseinandersetzungen bei Face-Offs nicht. Zum Beispiel attackierte Paul unlängst die Regie, als der Internet-Star mitten in einer Antwort unterbrochen wurde.
Dabei zog er auch einen kuriosen Vergleich mit der angeblichen Benachteiligung von Donald Trump im Rahmen der Präsidentschaftsdebatten und erlaubte sich eine Anspielung auf die Vorwürfe gegen Kamala Harris, einen Knopf im Ohr getragen zu haben. Der 27-Jährige hatte ohnehin kein Geheimnis aus seiner Trump-Unterstützung gemacht.
Doch Tyson ist selbstverständlich nicht weniger für freche Sprüche bekannt. Nachdem ihm Paul eine Taube geschenkt hatte, bezeichnete die Box-Ikone das Tier als billig und kündigte an, es an seinen Falken verfüttern zu wollen. Dabei hat es sich allerdings anscheinend um einen Scherz gehandelt, denn Tauben spielen in Tysons Leben schon seit Kindesalter eine besondere Rolle. Später fing er sogar mit der Zucht ebendieser an.
Bereits im August gerieten die Sportler aneinander. Damals begrüßte "Kid Dynamite" seinen Gegner zum Spaß mit einem leichten Schlag gegen die Brust und schubste ihn wenige Sekunden später zurück.
Was sagen Wettanbieter, Promis, Fans und Co.?
Beide Athleten spucken seit geraumer Zeit große Töne. Von Knockouts, teilweise in der ersten Runde, ist die Rede. Ein Blick auf die Wettquoten verrät jedoch, dass Paul als Favorit antreten wird.
Sogar Box-Kollege Denzel Bentley teilte eine düstere Prognose: "Seit etlichen Jahren hat er keinen Schlag mehr ins Gesicht abbekommen. Die Runden dauern zwei Minuten, das heißt, das Tempo wird sehr hoch sein. Kann sein Herz das aushalten? Ich denke, Jake Paul gewinnt."
Mike Tyson: Alle Knockouts seiner Karriere
Trotzdem: Neben vielen Internet-Usern halten es auch einige Promis mit "Dynamite Kid". "Ich würde den alten Mike gerne noch einmal rauskommen sehen, one-rounder", verriet Hollywood-Schauspieler Mark Wahlberg im Interview mit "Clockednloaded". "Mike Tyson wird gewinnen. Er ist nicht so alt. Unterschätzt ihn nicht. Wir sind ein Jahr auseinander", prophezeite sein ehemaliger Gegner Lennox Lewis bei "Fox 29".
Kurioserweise dürften Paul einige Fans von Manchester City die Daumen drücken. Im Jahr 2013 machte sich Tyson mit einer Aussage in "The Clare Balding Show" unbeliebt.
Was ist der Unterschied [...] zwischen Manchester City und Manchester United?", fragte der US-Amerikaner. Das erste Mal von den Skyblues gehört habe er wegen der Red Devils. In der Premier League liegt die Guardiola-Auswahl aktuell deutlich vor United - ein schlechtes Omen für Tyson?
Abgesehen vom Ergebnis bestehen Zweifel daran, ob es sich überhaupt um einen richtigen Kampf handeln wird. Der ehemalige Weltmeister Carl Froch sorgte mit folgender Aussage im Interview mit "Metro" für Aufsehen: "Ich habe gehört und ich glaube, dass im Vertrag vermerkt ist, dass Tyson Paul nicht wehtun darf".
Was zeichnet das AT&T Stadium aus?
NFL-Fans wird der Austragungsort mit Sicherheit ein Begriff sein. Schließlich wurde die Arena vor rund 15 Jahren als größte der Liga eröffnet und dient seitdem als Heimspielstätte der Dallas Cowboys.
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Obwohl sie je nach Konfiguration mehr als 100.000 Zuschauer beherbergen kann, wird diese Marke wohl auch am Samstag nicht geknackt. Das AT&T Stadium ist gespickt mit Besonderheiten: So ist es etwa aus dem All erkennbar und verfügt über zwei gigantische Videowände, deren Diagonale mehr als 50 Meter beträgt. Die überdimensionalen Glastüren an den End Zones bieten hingegen ein Outdoor-Gefühl, wobei diese Eigenschaft nicht unumstritten ist. Nun wurde bekannt, dass die Arena der Superlative erneut renoviert werden soll.