2. Bundesliga
FC Schalke 04 überzeugt gegen Hertha BSC - doch für Euphorie ist es noch viel zu früh - ein Kommentar
- Veröffentlicht: 01.08.2025
- 22:45 Uhr
- Chris Lugert
Der FC Schalke 04 startet perfekt in die neue Saison der 2. Bundesliga. Doch so überzeugend der Sieg gegen eine schwache Berliner Hertha lange Zeit auch war: Aufstiegsträume sind komplett fehl am Platz. Ein Kommentar.
Von Chris Lugert
Was war das für ein Saisonauftakt des FC Schalke 04! In der ausverkauften heimischen Veltins-Arena spielten sich die "Königsblauen" nahezu in einen Rausch, begeisterten die Massen und ließen von einem Durchmarsch Richtung Aufstieg träumen.
Die Euphorie kannte keine Grenzen, am Ende eines nahezu perfekten Flutlicht-Abends stand ein 5:1 auf der Anzeigetafel - ja, 5:1. Denn die Rede ist vom 3. August 2024, als Schalke zu Hause Eintracht Braunschweig aus dem Stadion schoss.
Nun, fast auf den Tag genau ein Jahr später, glich die Schalker Arena erneut einem Freudenhaus. Doch die Erinnerungen an das, was im Vorjahr folgte, sollte als gigantische Euphoriebremse wirken. Denn ein Sieg sagt noch gar nichts aus.
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Glaubt man der Geschichte, die sich laut Redensart gerne wiederholt, müsste der Schalker Anhängerschaft viel eher angst und bange werden. Denn der Sieg gegen Braunschweig war so ziemlich das größte Highlight einer Katastrophen-Saison.
Insofern ist auch bei der Betrachtung des über weite Strecken überzeugenden 2:1 (2:0)-Sieges gegen Hertha BSC zum Auftakt der Saison 2025/26 höchste Vorsicht geboten. Schalke zeigte eine ordentliche Leistung - nicht mehr, nicht weniger.
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Schalke muss diese Leistung konstant zeigen
Die Ansätze, die im ersten Spiel unter dem neuen Trainer Miron Muslic zu erkennen waren, machen definitiv Lust auf mehr. Das hohe Pressing und der Dauerdruck, der Hertha teilweise überforderte, funktionierten bereits bestens. Im Zweikampf zeigten die Gastgeber jene Maloche, die die Fans sehen wollen.
Und selbst mit dem Ball musste sich die Anhängerschaft beinahe wie in einem Traum vorkommen, so ansehnlich zelebrierten die Spieler ihre Arbeit. Mehrfach ging ein ungläubiges Raunen durch die Arena.
Und das gegen einen selbsternannten Aufstiegskandidaten aus Berlin, der offenbar noch nicht realisierte, dass die neue Saison an diesem Abend auf Schalke tatsächlich begann. Stattdessen wirkte die Hertha zumindest in der ersten Halbzeit so engagiert wie auf einem Betriebsausflug nach Wanne-Eickel.
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Doch die wacklige Schlussphase zeigte deutlich, dass das Konstrukt noch weit von Stabilität entfernt ist. Dass Schalke punktuell zu Höchstleistungen fähig sein kann, ist nichts Neues. Auch wenn sich diese Höchstleistungen in der Vorsaison auf ziemlich beeindruckende Weise verstecken konnten. Entscheidend ist die Kontinuität.
Ein neuer Trainer, Saisonauftakt vor eigenem Publikum, ein positives Grundgefühl in weiten Teilen Gelsenkirchens - das kann schon einmal Flügel wachsen lassen. Wie aber sieht es mitten in der Saison an einem kalten, feuchten Nachmittag in Darmstadt, Elversberg oder Münster aus - wenn Schalke womöglich sogar Favorit ist?
Schalker Kader dürfte sich noch verändern
Zumal auch die laufende Transferperiode und die chronisch miserablen Finanzen des Klubs noch gehörigen Einfluss auf die weitere Saisonplanung haben dürften. Moussa Sylla zeigte gegen Hertha eine starke Leistung, doch sein Verbleib ist offen. Auch auf anderen Positionen könnte es noch zu Veränderungen kommen - womöglich auf negative Weise.
Doch in einem emotionalen Umfeld wie Schalke ist die Neigung zu gefühlsmäßigen Extremen ausgeprägter. Ein User auf der Plattform "X" schrieb treffend: "Es ist immer wichtig für den Spannungsbogen, dass Schalke zu Beginn zwei, drei gute Spiele macht, die Fans daraufhin laut von den kühnsten Dingen träumen, nur um dann noch brutaler auf die Fresse zu fliegen."
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Man müsste es also eigentlich besser wissen, wenn man sein Herz an den FC Schalke 04 verloren hat. Doch auch in diesem Jahr wird das Träumen nach diesem einen gelungenen Auftritt beginnen. Gegen jede Vernunft, gegen jede Erfahrung. Einfach, weil es bedingungslose Liebe zum Verein ist. Und der Glaube daran, dass es dieses Mal anders kommen wird.
Anders, als vor einem Jahr. Damals folgte auf den Sieg gegen Braunschweig eine Serie von fünf Spielen ohne Sieg, vier davon gingen verloren. Wenige Wochen später war Trainer Karel Geraerts Geschichte. Der Belgier sagte damals nach dem Auftaktsieg: "Wir müssen unsere Füße auf dem Boden behalten. Wir haben nur drei Punkte geholt, mehr nicht."
Man möchte ganz Schalke diese Worte noch einmal ans Herz legen.