WM-Qualifikation
WM 2026 - Dietmar Hamann über die DFB-Auswahl: "Sane hat uns nichts gezeigt, was wir nicht schon wussten"
- Aktualisiert: 19.11.2025
- 10:08 Uhr
- Martin Volkmar
Dietmar Hamann spricht bei ran über die Lehren aus der Qualifikation, die deutschen Aussichten bei der WM 2026 sowie die Bedeutung von Sane, Nmecha und Adeyemi.
Die deutsche Nationalmannschaft hat eine holprige WM-Qualifikation durch das überzeugende 6:0 gegen die Slowakei zu einem erfolgreichen Ende geführt.
Mit dem Gruppensieg steht auch fest, dass die Mannschaft von Julian Nagelsmann bei der Auslosung am 5. Dezember im Lostopf 1 der Topteams gesetzt ist.
Doch wo steht die DFB-Auswahl rund acht Monate vor dem Auftakt der Weltmeisterschaft?
Im ran-Interview spricht Ex-Nationalspieler Dietmar Hamann Klartext und zieht eine Parallele zum unerwarteten WM-Erfolgszug 2002.
ran: Waren Sie überrascht, dass der Sieg gegen die Slowakei am Ende so deutlich war?
Dietmar Hamann: Die deutsche Mannschaft hat es natürlich gut umgesetzt, von Anfang an Druck gemacht und früh das 1:0 erzielt. Und die Slowaken haben aus meiner Sicht nicht wirklich daran geglaubt, dass sie das Spiel gewinnen können, ein Unentschieden hätte ihnen ja nicht gereicht. Nach der Führung hat sich die DFB-Elf in einen richtigen Rausch gespielt und wunderschöne Tore gemacht. Es war ein versöhnlicher Abschluss einer sehr durchschnittlichen WM-Qualifikation.
ran: Kann so ein Sieg in einem entscheidenden Spiel der Mannschaft einen Push geben?
Hamann: Sowas schweißt natürlich zusammen, wenn du solch ein entscheidendes Spiel auf deine Seite ziehst, dass du nicht verlieren darfst. Wir hatten in den Playoffs zur WM 2002 eine ähnliche Situation, auch wenn unser damaliger Gegner Ukraine deutlich höher in der Weltrangliste stand als jetzt die Slowakei als 46. Aber die Art und Weise macht natürlich Hoffnung. Genauso wir die Tatsache, dass es mit der Rückkehr von Joshua Kimmich und Nico Schotterbeck gleich wieder besser wurde. Die direkte WM-Teilnahme war Pflicht, das haben sie geschafft. Und jetzt schauen wir mal, was die nächsten Monate bringen werden.
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Hamann: "Sane hat uns nichts gezeigt, was wir nicht schon wussten"
ran: Leroy Sane war überragend. Wie bewerten Sie sein Comeback in der Nationalelf?
Hamann: Sane hat uns nichts gezeigt, was wir nicht schon wussten. Dass er zu herausragenden Leistungen in der Lage ist, das war vorher bekannt. Aber das muss er halt mal zeigen, wenn die Mannschaft 0:1 hinten liegt. Dann muss er die beiden Tore machen und nicht bei einem 6:0. Das muss zumindest sein Anspruch sein. Denn die Fähigkeiten dazu hat er natürlich.
ran: Es gab vor der Partie viel Kritik an Julian Nagelsmann, unter anderem wegen seiner Personalentscheidungen. Inwiefern hilft ihm dieser Sieg?
Hamann: Kritik kommt natürlich immer an einem Bundestrainer, wenn es nicht läuft. Und wenn man sich die Leistungen in den ersten fünf Spielen der Quali anschaut, dann war kein Gutes dabei. Höchstens mal eine gute halbe Stunde. Daher gibt dieser überzeugende Sieg sicherlich auch Julian Nagelsmann einen Schub. Und es schafft erstmal Ruhe, was natürlich ebenfalls wichtig ist.
ran: Wie viele Spieler für den 26 Mann starken WM-Kader stehen aus Ihrer Sicht schon fest?
Hamann: Ich gehe schon davon aus, dass wir ab März einen Stamm haben von 15, 16 Mann, die dann die letzten Vorbereitungsspiele auf die WM bestreiten werden. Da muss man schauen, ob Musiala zurückkommt oder was aus Stiller wird, der jetzt nicht dabei war. Nagelsmann hat gesagt, die Tür ist nicht zu. Und das ist auch richtig so, denn ich würde mich von dem einen Spiel jetzt auch nicht blenden lassen. Aber man hat gesehen, dass ein Nmecha, wenn er fit bleibt, in der Mitte spielen sollte oder spielen muss. Er könnte ein Schlüsselspieler werden.
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Didi Hamann im ran-Interview: "Adeyemi wird natürlich weiter ein wichtiger Spieler sein"
ran: War die Berufung von Karim Adeyemi aufgrund seiner Sperre im ersten Spiel und vor allem der Unruhe wegen des Strafbefehls gegen ihn aufgrund unerlaubten Waffenbesitzes kontraproduktiv?
Hamann: Es scheint die Mannschaft ja nicht groß belastet zu haben. Deswegen ist es eine persönliche Sache, das muss er mit dem BVB ausmachen. Dazu kann ich nichts sagen und er muss selbst wissen, was er macht. Aber dass er ein Spieler ist, den wir brauchen, das steht für mich fest. Unserer Mannschaft fehlt generell Tempo, daher wird Adeyemi natürlich weiter ein wichtiger Spieler sein.
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ran: Kann man zum jetzigen Zeitpunkt eine seriöse Prognose abgeben, wo die deutsche Mannschaft mit Blick auf die WM steht?
Hamann: Wichtig war jetzt erstmal, als Sieger aus der Gruppenphase rauszukommen und damit direkt qualifiziert zu sein. Man hat gesehen, dass es auch gegen die vermeintlich Kleinen immer schwerer wird. Trotzdem haben sie es geschafft, wenn auch mit etwas Bauchschmerzen. Aber man hat gesehen, dass es in Europa zwei, drei Mannschaften gibt, die besser sind als wir. Etwa die Engländer, die Franzosen oder die Spanier. Also wir werden bei der WM im erweiterten Kreis sein, aber Stand heute mit Sicherheit nicht im engeren Favoritenkreis. Und ich glaube auch nicht, dass sich das bis nächsten Sommer groß ändern wird. Aber das muss fürs Turnier nichts heißen. Das haben wir ja bei der WM 2002 gezeigt, als wir bis ins Endspiel gekommen sind.