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FC Bayern: Giovane Elber exklusiv - "Wer schafft es, Uli Hoeneß zu sagen, dass er seine Klappe halten soll?"
- Veröffentlicht: 01.11.2025
- 00:03 Uhr
- Andreas Reiners
Am Samstag treffen die Bayern im Topspiel auf Bayer Leverkusen. Wir haben uns vorher mit Bundesliga-Legende Giovane Elber über den FCB, den Titelkampf, Lennart Karl, Harry Kane und Uli Hoeneß unterhalten.
Das Interview führte Andreas Reiners
Giovane Elber weiß, wie der FC Bayern tickt. Welche Gefahren lauern.
Denn im Moment ist es angesichts der beeindruckenden Siegesserie der Münchner fast schon verdächtig ruhig an der Säbener Straße. Sogar Vereins-Patron Uli Hoeneß hält sich zurück. Es gibt schließlich auch rein gar nichts zu meckern.
Die Ruhe vor dem Sturm, den die Bayern in der Vergangenheit gerne schon mal unnötigerweise selbst entfacht haben?
FC Bayern: Elber scherzt über Hoeneß
"Wenn Unruhe kommen sollte, dann nur von oben, vom Vorstand. Aber beim Vorstand steht alles. Und so überträgt sich das nicht nur auf die Mannschaft, sondern auch auf den ganzen Verein. Auf einmal hat jeder einen anderen Fokus. Jeder ist positiv, keiner ist negativ und so soll es bleiben", sagte Bayern-Legende Giovane Elber vor dem Spitzenspiel in der Bundesliga am Samstag gegen Bayer Leverkusen im ran-Interview.
Vielleicht ein Wink für Ehrenpräsident Hoeneß, seine Worte in Zukunft mit etwas mehr Bedacht zu wählen?
"Aber wer schafft es, Uli Hoeneß zu sagen, dass er seine Klappe halten soll?", scherzte Elber. "Uli ist einzigartig. Es gibt nur einen Uli Hoeneß und so wird es immer bleiben. Es ist auch schön, wenn er was sagt. Aber klar: Ich würde schon sagen, dass er vielleicht ein bisschen vorsichtiger werden sollte. Dass er die Jungs, die Verantwortung tragen, ihre Arbeit machen lässt."
Über diese Arbeit findet Elber im ran-Interview nur lobende Worte. Dazu spricht er auch über den Titelkampf in der Bundesliga, Vincent Kompany, Lennart Karl und Harry Kane.
Das Wichtigste in Kürze
ran: Giovane Elber, der FC Bayern siegt sich weiter munter durch die Saison. Sind das in dieser Saison die besten Bayern ever?
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Giovane Elber: Bis jetzt sind es die besten Bayern ever. Was sie bislang gezeigt haben, ist echt Wahnsinn. Das sind Spieler, die nicht satt sind. Die wollen immer mehr und mehr und mehr. Es gibt allerdings ein 'Aber'.
ran: Und zwar?
Elber: Auf der anderen Seite denke ich mir, ob das nicht zu früh ist in der Saison? Denn die Saison ist noch lang. Und so eine Leistung wünscht man sich am Ende der Saison. Dass dann alles gut und glatt läuft. Denn letzte Saison waren wir auch sehr gut drauf und dann haben sich in der entscheidenden Phase viele Spieler verletzt, wodurch es gehakt hat. Deswegen darf man sich nicht zu früh freuen. Wir genießen einfach die Momentaufnahme, die Mannschaft muss aber konzentriert bleiben.
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Giovane Elber: "Es ist wichtig, dass man den Jungen die Chance gibt"
ran: Wie hält man dieses starke Momentum denn aufrecht, worauf kommt es vor allem an neben Verletzten, die man nicht beeinflussen kann?
Elber: Spiele gewinnen. Ganz einfach, denn das ist wirklich so: Wenn man ein Spiel gewinnt, will man immer mehr und mehr. Und vor allem bei den Bayern, weil man weiß, wie weh Niederlagen tun. Das spürt man richtig. Wenn man aber gewinnt, geht man am nächsten Morgen zur Säbener Straße, und alle haben ein Lächeln im Gesicht, jeder freut sich. Auch die Jungs, die nicht von Anfang an spielen, haben Spaß dabei zu sein, mitzutrainieren und auf ihre Einsätze zu hoffen.
ran: Was mögliche Verletzte angeht: Sollten die Bayern im Winter generell noch etwas für die Kaderbreite tun?
Elber: Das ist eine gute Frage. Ich finde es toll, dass Kompany auch auf die jungen Spieler setzt, denn die haben in der jüngeren Vergangenheit bei den Bayern selten viele Chancen bekommen. Lennart Karl zum Beispiel zeigt, dass er zum FC Bayern gehören und auch bleiben kann, und das ist schön. Und das passiert nur, wenn man nicht immer wieder neue Spieler kauft. Es ist wichtig, dass man den Jungen die Chance gibt, ihnen auch Zeit gibt. Deswegen freue ich mich, dass der Trainer diese Entscheidung getroffen hat. Ob das freiwillig war oder ob es am fehlenden Geld gelegen hat, weiß ich nicht. Aber für die jungen Spieler ist das echt top.
ran: Wie sollte Kompany mit Karl umgehen? Ruhig noch mehr Einsatzzeiten geben oder behutsam bleiben?
Elber: Das ist nicht nur in Deutschland so, auch in allen anderen Ligen muss ein 16- oder 17-Jähriger bereit sein für den Profikader und Einsätze. Und der Trainer soll ihn ruhig weiter spielen lassen, aber Kompany wird es richtig einschätzen, wie er das dosieren muss. Keine Frage ist aber: Wenn Karl gebraucht wird, ist er sofort da.
ran: Glauben Sie, dass er ein Thema für die WM 2026 werden könnte?
Elber: Wenn der Junge so weiterspielt, wird Bundestrainer Julian Nagelsmann mit Sicherheit ein Auge auf ihn werfen. Oder gleich beide. Er hat bereits gute Leistungen gezeigt, er ist aber auch jung. Heißt: Es werden Wochen oder sogar Monate kommen, wo möglicherweise nichts klappt. Das ist menschlich und auch normal für so einen jungen Spieler. Aber wenn er bis zum Ende der Saison seine Leistungen zeigen und bestätigen kann, wird er ein Thema für den DFB sein.
Giovane Elber: "Kompany findet die richtigen Worte"
ran: Kompany macht im Moment alles richtig, der FC Bayern hat mit ihm vorzeitig verlängert. Was beeindruckt Sie an ihm am meisten?
Elber: Wie er den Zusammenhalt in der Kabine hinbekommt, denn das ist beim FC Bayern ganz, ganz wichtig. Denn was will man Spielern wie Harry Kane oder Joshua Kimmich noch groß beibringen? Das sind Spieler, die du bei guter Laune halten musst. Das ist nicht einfach, aber Kompany findet die richtigen Worte, um mit diesen Spielern zu sprechen.
ran: Sie haben Kane erwähnt. Sie als Stürmer: Gibt es aktuell eine bessere Neun als Harry Kane?
Elber: Nein, er ist die beste Neun im Moment. Es ist echt Wahnsinn, wie er spielt. Und er ist bei jedem Spiel dabei. Er will immer spielen. Und er schießt die Tore. Aber hinzu kommt seine Arbeit auf dem Platz. Dass er nach hinten läuft, dass er defensiv hilft – das ist schon stark.
ran: Das ist nochmal eine Schippe mehr als vorher, und da hat er schon starke Zahlen abgeliefert. Ist es nicht ein bisschen verwunderlich, denn er ist ja jetzt auch nicht mehr der Jüngste?
Elber: Ja, das überrascht mich sehr, denn bevor er zu uns gekommen ist, habe ich immer gedacht: 'Harry Kane, der läuft nur ein Tempo, der ist nicht der schnellste Spieler.' Ist er auch nicht, aber er ist der cleverste Spieler, den es heutzutage gibt. Er braucht nicht so schnell zu sein, aber er macht so viel, und das ist Weltklasse.
FC Bayern: Wie kann das Umfeld ruhig bleiben?
ran: Im Moment ist es im Umfeld ruhig, die Euphorie ist groß. Wie groß ist aber die Gefahr, dass sich die Bayern selbst wieder Unruhe reinbringen?
Elber: Wenn Unruhe kommen sollte, dann nur von oben, vom Vorstand. Aber beim Vorstand steht alles. Und so überträgt sich das nicht nur auf die Mannschaft, sondern auch auf den ganzen Verein. Auf einmal hat jeder einen anderen Fokus. Jeder ist positiv, keiner ist negativ und so soll es bleiben.
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ran: Ist das vielleicht auch ein Hinweis für Uli Hoeneß, dass er vielleicht in Zukunft vorher überlegt, was er wann sagt?
Elber: Aber wer schafft es, Uli Hoeneß zu sagen, dass er seine Klappe halten soll? (lacht). Da gibt es niemanden. Uli ist einzigartig. Es gibt nur einen Uli Hoeneß und so wird es immer bleiben. Es ist auch schön, wenn er was sagt. Aber klar: Ich würde schon sagen, dass er vielleicht ein bisschen vorsichtiger werden sollte. Dass er die Jungs, die Verantwortung tragen, ihre Arbeit machen lässt. Man kann dann intern alles besprechen, aber nicht an die Presse weitergeben. Wenn es zu meiner Zeit nicht gelaufen ist, hat er immer irgendwas an die Presse gegeben. Und dann war auf einmal Stress. Intern, bei allen war Stress. Und dann hat die Mannschaft besser gespielt, Spiele gewonnen und dann war alles wieder ruhig. Heutzutage macht es noch viel schneller die Runde, wenn er was sagt. Aber was er zuletzt alles gesagt hat, ist jetzt vorbei. Man schaut nur nach vorne und ich hoffe, dass es so ruhig bleibt.
ran: Am Samstag kommt Bayer Leverkusen. Ein Spitzenspiel, aber einen echten Bayern-Jäger gibt es nicht, oder?
Elber: Der Bayern-Jäger wird immer der nächste Gegner sein, der gegen die Bayern spielt. Man darf sich nicht zurücklehnen und denken, man sei jetzt schon Herbstmeister. Man muss weiterhin Punkte sammeln. Aber klar, der Druck liegt bei Bayer Leverkusen. Das Spiel ist in München, und da müssen die Bayern gewinnen. Und dann würden sie einen weiteren Konkurrenten distanzieren.
ran: Sehen Sie denn einen echten Verfolger? Also eine Mannschaft, die dem FC Bayern über die Saison folgen, gefährlich werden kann?
Elber: Momentan nicht. Leipzig, Leverkusen, Dortmund gibt es da, aber Bayern spielt schon ein bisschen anders. Dominanter, viel stabiler.
FC Bayern: Wie langweilig wird der Titelkampf?
ran: Wie langweilig wird es dann an der Spitze in dieser Saison?
Elber: Ich hoffe, dass es nicht langweilig wird. Als Markenbotschafter des FC Bayern ist es nicht einfach, wenn man schon im Februar sagen muss, dass der FC Bayern bereits Meister ist (lacht). Von daher wünsche ich mir, dass es bis zum Schluss spannend bleibt. Auch im Hinblick auf die Champions League, damit man die Spannung hochhält.
ran: Wie sehen Sie nach dem Start dort die Möglichkeiten?
Elber: Zuerst ist es ganz wichtig ist, dass wir direkt weiterkommen und nicht wie im Vorjahr durch die Playoffs müssen. Denn da kann alles passieren, da kannst du ganz schnell weg sein. In der vergangenen Saison hat sich Paris Saint-Germain in letzter Minute für die Playoffs qualifiziert, musste dann gegen den FC Liverpool ran und ist am Ende Champions-League-Sieger geworden. Das zeigt, dass alles möglich ist, also auch für den FC Bayern.
ran: Sie hatten zuletzt gefordert, dass die Bayern einen Südamerikaner holen sollen. Wegen der Qualitäten, aber auch für die gute Laune. Wie bewerten Sie in der Hinsicht Luis Diaz?
Elber: So kann man Champions-League-Sieger werden - mit einem Südamerikaner. (lacht). Im Ernst: Der Junge wird beim FC Bayern seinen Weg machen. Er lässt die eine oder andere Chance liegen, aber das kann nur besser werden. Er macht es ordentlich.