Droht das sane-unheil?
FC Bayern München: Max Eberl sollte bei Serge Gnabry nicht warten, sondern handeln
- Veröffentlicht: 19.09.2025
- 22:16 Uhr
- Justin Kraft
Serge Gnabry spielt zum Auftakt in die neue Saison groß auf. Warum der FC Bayern München bei ihm trotz aller Zweifel nicht zu viel Zeit verschwenden sollte.
Von Justin Kraft
Zwei Tore, drei Vorlagen und zahlreiche starke Aktionen in der Offensive des FC Bayern München – derzeit erinnert Serge Gnabry alle daran, warum der Rekordmeister ihn einst verpflichtet und später auch für viel Geld verlängert hat. Sein Profil ist im deutschen Fußball einzigartig.
Gnabry hat eine beeindruckende Direktheit und Wucht in seinem Spiel, sucht immer den Weg zum Tor und stresst damit jede Defensivreihe. Wenn da nicht dieses berühmte Wörtchen "Wenn" wäre. Denn wahr ist auch: Gnabry war in den letzten Jahren ein Konjunktiv-Fußballer.
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Einer, der Weltklasse wäre, wenn er die Leistungen, die er in zehn verschiedenen Wochen pro Saison zeigt, mal über Monate oder gar Jahre hinweg zeigen würde. Wenn er nicht so oft verletzt wäre. Wenn er in Form wäre. Wenn. Wenn. Wenn.
Nun befindet sich Gnabry in seinem letzten Vertragsjahr beim FCB. Laut verschiedenen Medienberichten verdient der 30-Jährige ein absolutes Spitzengehalt von rund 19 Millionen Euro brutto. Mehrfach sollte er in den vergangenen Jahren verkauft werden. Mehrfach scheiterten die Bayern an jenem Gehalt. Denn niemand wollte das für ihn bezahlen.
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In diesem Jahr ist die Situation anders. Die Münchner können, wenn sie wollen, den Vertrag im kommenden Sommer auslaufen lassen. Ob das wirklich passiert? Vollkommen unklar. Jüngste Berichte deuten darauf hin, dass die Verantwortlichen sich mindestens bis zum Winter anschauen wollen, ob er die aktuelle Leistung stabil bringen kann. Allerdings sollte man beim FC Bayern aufpassen, dass man sich beim Warten nicht wieder die Beine in den Bauch steht.
FC Bayern und das warnende Beispiel Leroy Sane
Denn genau das hat man vor nicht allzu langer Zeit bei Leroy Sane getan. Die Situation war prinzipiell gleich. Sane zeigte schwankende Leistungen, verdiente viel Geld und die Bayern wollten warten, wie er sich entwickelt. Noch im Winter 2024/25 äußerten sich die Verantwortlichen eher verhalten, was eine Verlängerung anbelangt. Viele Gerüchte tendierten in Richtung Trennung.
Im Frühjahr hieß es dann plötzlich, dass die Bayern doch mit ihm verlängern – eine Einigung habe es sogar schon gegeben. Und wiederum ein paar Wochen und einen Beraterwechsel später war klar: Sane verlässt München. Es war ein seltsames Schauspiel, das die Frage aufwirft, wie strategisch man überhaupt an die Sache herangegangen ist.
War Sane jetzt nur der Notnagel, den man sich warmhielt, falls Florian Wirtz absagt? Hat man spontan gemerkt, dass der Markt nicht viel hergab? Aufklärung können nur die Bosse geben. Fakt ist aber, dass die Suche nach einem neuen Offensivstar holprig verlief. Nicht nur, weil Wunschspieler Wirtz sich für den FC Liverpool entschied – was passieren kann.
Vor allem, weil es keine logische Alternative gab. Bayern war so fokussiert darauf, den Leverkusener irgendwie an die Säbener Straße zu lotsen, dass man sich nicht wirklich mit Alternativen zu befassen schien. Und als dann die Absage kam, war man bei Kalibern wie Nico Williams schlichtweg zu spät dran. Dass solche Transfers im bestmöglichen Szenario schon weit vorher in die Wege geleitet werden müssen, ist bekannt.
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FC Bayern und Serge Gnabry: Grundsatzentscheidung statt Hängepartie
Bayern ist in den letzten Jahren aber zu oft ein Klub der späten Entscheidungen. Und das muss sich bei Gnabry jetzt ändern. Was genau wollen die Münchner in den kommenden Monaten von ihm lernen, was sie noch nicht über ihn wissen? Sein Potenzial ist ebenso bekannt wie die Antwort auf die Frage, was er leisten und was er nicht leisten kann.
Max Eberl und Co. sollten deshalb bereits in den kommenden Wochen eine Grundsatzentscheidung treffen: Wollen sie mit ihm verlängern oder wollen sie sich auf seiner Position neu aufstellen? Sollte die Tendenz aktuell in Richtung Verlängerung gehen, muss ein klarer Rahmen definiert werden: Laufzeit, Gehalt und vor allem auch Deadline.
Beispielsweise könnten die Münchner ein deutlich verringertes Gehalt von zehn Millionen Euro brutto und noch eine zusätzliche Summe an variablen Bonuszahlungen festlegen.
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Da Gnabry bereits 30 Jahre alt ist, ergibt eine kürzere Laufzeit von bis zu drei Jahren wohl mehr Sinn. Kann sich Eberl mit dem Aufsichtsrat auf das Paket einigen, sollte bis spätestens Ende des Jahres klar sein, ob Gnabry das Angebot annimmt oder nicht.
Für den FC Bayern wäre es der Worst Case, wenn er wieder bis tief in den April oder gar Mai darauf warten muss, ob der Spieler unterschreibt oder nicht. Das wäre verschwendete Zeit, die man in die Suche nach einer Alternative investieren könnte, gar investieren muss.
Der FC Bayern muss wieder strategischer handeln
Die Transferplanung der Münchner wird kompliziert genug. Zahlreiche weitere Verträge laufen aus, darunter Leon Goretzka, Dayot Upamecano oder Manuel Neuer. Entsprechend ist frühe Klarheit bei Gnabry ein Schlüssel, um wieder in eine Position des Agierens zu kommen.
Mit Luis Diaz haben die Bayern in diesem Jahr zwar ordentlich reagiert, dafür aber auch sehr viel Geld ausgegeben. Mehr als in der jüngeren Vergangenheit für einen Spieler seiner Klasse und seines Alters ausgegeben wurde.
Auch der Verkauf von Kingsley Coman und die Panikleihe von Nicolas Jackson waren letztlich kein Handeln aus einer strategischen Position heraus, sondern eine Reaktion auf Entwicklungen.
Wollen die Bayern mittel- und langfristig in der Spitze Europas bleiben, brauchen sie ein strategisches Vorgehen. Eines, das zwischen Aufsichtsrat und sportlicher Leitung entsprechend abgestimmt ist. Bei Gnabry hat man nun die Chance, die Dinge durchdachter anzugehen als zuvor bei Sane und Coman.