Champions League
Paris Saint-Germain demontiert Inter Mailand: Dieser Triumph ist kein Märchen - ein Kommentar
- Aktualisiert: 01.06.2025
- 10:23 Uhr
- Andreas Reiners
Paris Saint-Germain holt sich auf eindrucksvolle Art und Weise den Titel. Beim Abfeiern des neuen Champions muss man aber differenzieren. Ein Kommentar.
Es war eine Machtdemonstration. Ein Ausrufezeichen. Nein, gleich mehrere waren es. Nachhaltige, eindrückliche.
Denn es war eine historische Darbietung, echte Fußballkunst, verbunden mit Spielwitz und einer Mannschaft, die sich als Team versteht und weiß, was sie will und was sie dafür auf dem Platz tun muss.
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Es war eine Demütigung des Gegners, ein Klassenunterschied, und das bei einem Kontrahenten, der nicht Dinamo Zagreb oder Celtic Glasgow hieß, sondern Inter Mailand.
Es war ein Auftritt, der einer taktischen und spielerischen Perfektion schon recht nahe kam. Eine rauschende Nacht in der Champions League, im Finale, das alleine PSG gehörte.
Das Wichtigste in Kürze
Paris Saint-Germain ein würdiger Champion
Deshalb ist es gar keine Frage: Paris Saint-Germain ist ein verdienter Sieger.
Ein würdiger Champion. Die Mannschaft hat alles in den Wettbewerb gelegt, das es braucht, um den Henkelpott zu gewinnen. Und das zu Recht. Daran gibt es nichts zu rütteln.
Ja, das "Aber" kommt jetzt.
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Denn es ist trotz des denkwürdigen Erfolgs nicht nötig, den Triumph der Franzosen als Fußball-Märchen abzufeiern. Das ist er nämlich ganz sicher nicht.
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PSG: Kein Wunder und kein Märchen
Denn was man bei dem ganzen Rausch, den der Abend verursacht haben könnte, nicht vergessen darf: Paris Saint-Germain ist kein Wunder, kein Märchen, kein selbst gewachsenes und entwickeltes Erfolgsmodell, sondern ein konstruiertes beziehungsweise für viel Geld eingekauftes.
Das Emirat Katar hat PSG vor 14 Jahren an sich gerissen und damit den Fußball nachhaltig verändert, und das angesichts umstrittener Begleitumstände, Machenschaften und Nebengeräusche nicht zum Positiven.
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Denn danach wurden Milliarden in Klub und Kader investiert. Zur Freude vieler Fußball-Traditionalisten nur mit nationalem Erfolg. Erst jetzt dann auch auf internationaler Bühne.
PSG: Erfolg kommt zehn Jahre zu spät
Wenn man sieht, welche Möglichkeiten der Verein seit der Übernahme hatte, kommt das im Grunde zehn Jahre zu spät, ist aber immer noch eine logische Entwicklung.
Weshalb für viele PSG immer noch exemplarisch für alles Schlimme steht, was der moderne und kommerzielle Fußball mit sich bringt.
Dass sich PSG-Präsident Nasser Al-Khelaifi bei den Feierlichkeiten von der Mannschaft hochleben ließ und sich sehr früh mit dem Pokal zeigte, wird die Kritiker (zu Recht) in ihrer Skepsis bestätigen. Es wirkte deplatziert, die Bilder sprechen aber ganz klar für sich und die Tatsache, dass das Konstrukt am Ziel ist. Und wenn Desire Doue sagt, man habe Geschichte geschrieben und das sei erst der Anfang, darf man das getrost als Drohung verstehen.
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Denn ja, PSG hat die Strategie verändert, setzt nicht mehr blind auf Megastars und ballert nicht mehr hunderte von Millionen für Spieler wie Lionel Messi, Neymar oder Kylian Mbappe raus, um sich den Erfolg im wahrsten Sinne des Wortes zu erkaufen. Deshalb wurde jetzt stets lobend hervorgehoben, dass man den Triumph ohne die ganz großen Superstars erreicht habe, dafür mit hungrigen Talenten.
Hat man, womit in erster Linie das eigene, jahrelang praktizierte Konzept ad absurdum geführt wurde. Was aber nicht bedeutet, dass man jetzt plötzlich einen Sparkurs eingelegt hat und nachhaltig wirtschaftet.
Paris Saint-Germain: 240 Millionen Euro investiert
Der Klub investiert immer noch unfassbar viel Geld, in dieser Saison waren es rund 240 Millionen Euro. Man setzt dieses Geld nun aber zielgerichteter ein und hat in Luis Enrique einen Trainer, der aus dem Fundus an talentierten Akteuren und weiterhin echten (und teuren) Topstars eine verschworene Einheit formen kann. Weniger Ego, mehr Fokus. Aber sicher nicht weniger Geld.
Enrique ist der Vater des Erfolgs. Doch ein Wunder hat auch er nicht vollbracht. Auf fast eine Milliarde Euro Marktwert kommt der Kader und liegt damit auf Augenhöhe mit den anderen europäischen Topteams. Er hat aus den Möglichkeiten das Maximale herausgeholt.
Was die Machtdemonstration nicht weniger beeindruckend und den Erfolg nicht weniger verdient macht. Aber eben auch nicht zu einem Märchen.