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Nations League

Nach schwachem Nations-League-Auftritt - Jonathan Tah vor richtungsweisendem Jahr: Schafft er beim FC Bayern den Sprung in die Weltklasse?

  • Aktualisiert: 05.06.2025
  • 12:08 Uhr
  • Justin Kraft

Jonathan Tah zeigt eine schwache Leistung gegen Portugal. Warum die kommende Saison beim FC Bayern München für ihn richtungsweisend wird.

Von Justin Kraft, Martin Volkmar und Tobias Hlusiak

"Nein, der Bus fährt jetzt ab", sagte Jonathan Tah kurz nach Mitternacht zu ran. Der Innenverteidiger wollte nicht sprechen. Fragen hätte es ausreichend gegeben, aber seine Reaktion war auch nachvollziehbar.

Tah erlebte einen fürchterlichen Mittwochabend in der Nations League. Ausgerechnet in dem Stadion, in dem er in Zukunft dazu beitragen soll, dass sich die Defensive des FC Bayern München weiter stabilisiert, zeigte er eine der schlechtesten Leistungen seiner jüngeren Vergangenheit.

Der 29-Jährige hat in den letzten zwei Jahren viele Kritiker verstummen lassen. In Leverkusen wuchs er zunehmend in die Rolle des Kapitäns, avancierte unter Xabi Alonso zum Abwehrchef und absoluten Fels in der Brandung. Gegen den Ball präsentierte sich Tah zweikampfstark und so stabil wie nie. Mit dem Ball machte er Fortschritte, glänzte aber auch deshalb, weil er keine dummen Sachen versucht hat.

"No-Bullshit-Player" würde man das in England nennen. Ein Begriff, der sich nicht ästhetisch genug ins Deutsche übersetzen lässt, aber genau das meint: Keinen Quatsch machen und seine Aufgaben erfüllen. Tah hat das auf höchstem Niveau getan.

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Zu Recht war der FC Bayern deshalb schon im vergangenen Sommer an ihm interessiert. Und zu Recht waren nun auch internationale Top-Klubs wie der FC Barcelona an ihm dran. Dennoch erinnerte der Abend in München, den Tah nun mit der Nationalmannschaft erlebte, an die Zeiten, in denen er oft in Frage gestellt wurde.

Vor allem wirft seine Leistung die Frage auf, ob diese Zeiten für den 29-Jährigen wirklich vorbei sind – oder ob er sich in München einreiht in die Liste an zweifellos guten Innenverteidigern, beim FCB nicht die Erwartungen erfüllten.

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Jonathan Tah einer der Schwächsten gegen Portugal

Fakt ist: Deutschland hat dieses Spiel gegen Portugal nicht wegen eines einzelnen Spielers verloren. Julian Nagelsmann musste die Defensive großflächig umbauen. Wichtige Stützen wie Antonio Rüdiger fielen aus.

Klar ist aber auch, dass Tah als Überbleibsel der Stammelf jemand ist, auf den die Blicke gerichtet wurden. Er hat mit seinen guten Leistungen in Leverkusen die Erwartungshaltung erzeugt, dass er ein Anführer sein kann. Auch deshalb muss die Kritik an seinem Auftritt härter sein als an Spielern, die entweder jünger sind oder sonst keine so tragende Rolle im Team einnehmen.

Tah agierte zu hektisch, verließ seine Position zu oft und ermöglichte Portugal so gefährliche Durchbrüche. Auch in Ballbesitz ließ er die oben beschriebenen Qualitäten gänzlich vermissen, spielte zu viele unerzwungene Fehlpässe. Gelungene Aktionen des zukünftigen Bayern-Verteidigers suchte man vergebens.

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Wechsel zum FC Bayern: Restzweifel an Tah bleiben

Es war ein kleiner Vorgeschmack darauf, was ihn in der kommenden Saison erwarten wird. Der Druck in München ist ein anderer als in Leverkusen. Dort wurde er von Xabi Alonso perfekt in eine Mannschaft integriert, die sich in Ruhe entwickeln konnte. Gerade in der überragenden Meistersaison schaffte es Alonso, seinen Abwehrchef mit allen Stärken und Schwächen optimal ins Defensivspiel einzubinden.

Tah agierte als Teil einer Dreierkette, hatte Spieler um sich, die ihn unterstützten – im Spielaufbau und bei Kontern. Das gab ihm zusätzliche Sicherheit. In der Nationalmannschaft waren seine Leistungen weiterhin mindestens leicht schwankend. Nicht mehr so extrem wie früher, aber mit Licht und Schatten.

Lag es an der dort häufig praktizierten Viererkette? Oder daran, dass das Team generell nicht so stabil ist? Es sind zumindest Fragen, die der Nationalspieler in den kommenden Monaten mit Leistung beantworten muss.

Holt der FC Bayern "die beste Version von Jona" heraus?

Beim FC Bayern wird er wieder dauerhaft Teil einer Viererkette sein. Er kommt in ein Team, das sich unter Vincent Kompany deutlich stabilisiert hat und auch defensiv Fortschritte machen konnte – wenngleich die Probleme dort weiterhin sichtbar sind.

Die Hoffnung, die mit dem Transfer verbunden ist, ist, dass er die Abwehr mit Konstanz stabilisieren kann. Hoffnungen, die man in München auch bei Lucas Hernandez, Dayot Upamecano, Matthijs de Ligt und zuletzt Min-jae Kim hatte.

Sie alle scheiterten aus verschiedenen Gründen daran. Wobei man Upamecano zumindest eine starke letzte Saison attestieren kann, bis er verletzt ausfiel.

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Jetzt also Tah. Ein Spieler, der in seiner Karriere zwei Spielzeiten konstant auf hohem Niveau absolviert hat. Aber auch einer, der entweder gänzlich ohne oder mit einer kleinen Ablösesumme aus Leverkusen kommt – und der sich in den zwei Jahren diese Chance verdient hat. Für den FC Bayern ist das Risiko finanziell überschaubar.

Die Chance auf der anderen Seite ist, dass Tah sich tatsächlich gefangen hat und der Wechsel ihm dabei hilft, "die beste Version von Jona" zu sein, wie er es im Artikel für "The Players' Tribune" formulierte. Diese beste Version wird es auch brauchen – und nicht die Version, die am Mittwoch dazu beigetragen hat, dass Portugal sich nahezu ohne Probleme zu hochkarätigen Chancen kombinierte.

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Weltklasse? Jonathan Tah steht vor richtungsweisenden Monaten

Für Tah sind die kommenden Monate in München richtungsweisend dafür, wie man seine Karriere am Ende betrachten wird. Aus einem guten bis sehr guten Innenverteidiger kann beim FC Bayern spät noch ein Weltklasse-Innenverteidiger werden. Tah hatte sich auch wegen Kompany für diesen Wechsel entschieden.

Der Belgier weiß besser als die meisten, was es in der Abwehrkette eines Top-Clubs braucht. Vielleicht kann er Tah die nötigen Impulse geben, um Auftritte wie jenen in der Nations League endgültig hinter sich zu lassen. Vielleicht steht nun eine Saison bevor, in der der Neu-Münchner alle Zweifel an sich endgültig begräbt.

Auch in anderem Kontext passen die wenigen Worte, die der gebürtige Hamburger am Mittwochabend sprach, um sich einem Interview zu entziehen: "Der Bus fährt jetzt ab." In diesem Sommer könnte der Bus für Tah ein letztes Mal auf den Gipfel der Weltklasse fahren. Es wird sich zeigen, ob er letztendlich an Bord war – oder ob sich die Diskussionen rund um ihn weiter im Kreis drehen.

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